Die Debatte über die Bebauung hinter dem Bahnhof ist vor allem eines: reine Spekulation, schreibt StZ-Redakteur Jörg Nauke.

Stuttgart - Die Politik ist gerne ihrer Zeit voraus. Allerdings sind Prognosen schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen und es auch noch an Rahmendaten mangelt. So ist die Ausgangslage für die Diskussion über die CO2-freie Öko-City 21, die hinter dem Bahnhof entstehen soll. Die Bahn vermag gegenwärtig jedenfalls nicht zu beschwören, dass sie bis Ende 2020 das Areal zwischen Bonatz-Bau und Abstellbahnhof zur Besiedlung frei geben kann – womöglich werden es zwei, drei oder fünf Jahre später. Danach müssen erst einmal die Gleisanlagen entfernt werden. Deshalb schon heute städtebauliche Ideen für ein vielleicht 2030 baureifes Gelände zu konkretisieren, erscheint vor dem Hintergrund des raschen ökologisch-technologischen Wandels doch sehr ambitioniert.

 

Utopische Vorstellung

Da zu erwarten ist, dass sich im OB-Wahlkampf die Kandidaten aufgerufen fühlen, ihre Visionen einer neuen Stadt zu präsentieren, erscheint eine klärende Debatte über die Stadtfinanzen im Gemeinderat ratsam. Dabei sollte OB Schusters Behauptung final bewertet werden, die Stadt habe die Bahn-Grundstücke zum Schnäppchenpreis erworben, der im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung sogar noch gedrückt werden könnte. Dass sich einmal junge Familien in bester City-Lage – und durch die Mitbürger subventioniert – eigene vier Wände leisten können, scheint vor dem Hintergrund des Streits über den Verkauf der LBBW-Wohnungen vor allem eines: utopisch. Man darf gespannt sein auf die Debatte über die Duale Hochschule. Um diese zu realisieren, müsste die Stadt die Grundstücke unter Wert verkaufen.

Ob es so weit kommt, ist ungewiss. Der Amtsinhaber ignoriert, dass die Bauleitplanung dort den Bau dringend benötigter Wohnungen vorsieht. Und ob es die Bürger noch einmal hinnehmen, die fertigen Pläne des OBs lediglich abnicken zu dürfen, muss ernsthaft bezweifelt werden.