Der Technikausschuss hat der privaten BIL-Schule eine Absage für die Erweiterung der Grundschule erteilt. Gewerbe oder Bildung? Das ist beim Hallschlag die kommunalpolitische Frage. Im Raum steht jedoch auch Skepsis gegenüber Anbieter, kommentiert die StZ-Redakteurin Inge Jacobs.

Stuttgart - Es ist das gute Recht und auch die Pflicht eines Gemeinderates, sorgfältig abzuwägen, an wen er städtische Flächen vergibt. Das gilt insbesondere für eine Stadt wie Stuttgart, wo um jeden Quadratmeter gefeilscht wird. Und das gilt natürlich auch bei einer Privatschule, die bereits in städtischer Erbpacht auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik einen schmucken Neubau betreibt und nun in dem Gewerbegebiet gern weitere Bauten verwirklichen würde.

 

Gewerbe oder Bildung, das ist hier die Frage. Im Technikausschuss einigten sich die Fraktionen auf einen Kompromiss: Sporthalle ja, Grundschule und Kita nein. Dass man der Schule eine Sporthalle zugesteht, ist nachvollziehbar. Wer einen Schulbau für knapp 1000 Kinder zulässt, sollte auch die Sporthalle ermöglichen. Ob eine Grundschule im Gewerbegebiet sinnvoll ist, darüber kann man streiten. Die Nachfrage belegt allerdings das Interesse, denn der erste Jahrgang sitzt bereits im Klassenzimmer des bisherigen Neubaus.

Gesetzlich ist Vielfalt im baden-württembergischen Schulwesen eindeutig erwünscht. Die meisten Privatschulen finanzieren sich über Gebühren – wie auch sonst? Es ist nicht vorgesehen, dass Kommunen Privatschulen vorgeben, wie integrativ sie zu sein haben. Dass Integration nicht das erste Ziel der BIL-Schule ist, ist altbekannt. Falls eine wie auch immer geartete Nähe zum umstrittenen Prediger Fetullah Gülen die Skepsis der Räte befeuern sollte, wäre es schlau, die Schule um Aufklärung zu bitten.