Das Ergebnis der Bürgerbeteiligung zum Rosensteinviertel ist eine Wundertüte, die vor allem dem Oberbürgermeister Fritz Kuhn nutzt, meint StZ-Lokalchef Holger Gayer.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Nun liegt sie also auf dem Tisch, die Wundertüte mit all den Wünschen jener Vereine und Institutionen, die an einer spannenden, aufreibenden und mühsamen Bürgerbeteiligung zur Gestaltung des neuen Rosensteinviertels mitgewirkt haben. Und irgendwie war auch der letzte Akt so wie in der erwähnten Aufzählung: spannend, aufreibend, mühsam. Die Moderatoren achteten am Ende peinlich darauf, ja auch alles zu erwähnen, was irgendwann gesagt wurde, und mussten genau deswegen registrieren, dass vielen Bürgern allmählich der Beteiligungswille abhanden kam – und sie daher fortblieben.

 

Das gewählte Format diente vor allem der Ideensammlung

Doch bei Lichte betrachtet war nichts anderes zu erwarten gewesen. Wer geglaubt hatte, dass im Zuge dieses Prozesses handfeste Handlungsanleitungen zum Bau des Stadtviertels der Zukunft entstünden, war von falschen Voraussetzungen ausgegangen. Das gewählte Format taugte allenfalls der Ideensammlung – und im Ergebnis der Selbstvergewisserung eines Oberbürgermeisters, der im Gegensatz zu manch altem Verbündeten aus dem Lager der S-21-Gegner die Chance erkannt hat, mitten in der Stadt etwas ganz Neues schaffen zu können. Dass die beteiligten Bürger dort keine weiteren Großgebäude wollen, sondern ein kleinteiliges Viertel mit bezahlbaren Wohnungen, viel Lebensqualität, einigen Arbeitsplätzen und wenigen Autos, spielt Fritz Kuhn in die Karten. Gegenüber dem Gemeinderat und im Blick auf die von der Region geplanten Internationalen Bauausstellung wird er seine Positionen als von den Stuttgarter Bürgern legitimiert darstellen können – auch wenn am Ende nicht mehr viele von ihnen im Saal waren.