Die bürgerlichen Parteien im Stuttgarter Gemeinderat haben ihre Bürgermeisterkandidatin durchgesetzt. Es könnte ein Pyrrhussieg sein.

Regio Desk: Achim Wörner (wö)
Stuttgart - Es ist "nur" die Wahl einer Bürgermeisterin gewesen - und doch eine Wahl, die das politische Klima im größten Rathaus von Baden-Württemberg wohl auf Jahre hinaus prägen wird. Und dies keineswegs im positiven Sinne. Polarisierung lautet das Gebot der Stunde.

Isabel Fezer heißt die neue Sozialbürgermeisterin der Stadt Stuttgart. Sie ist am Donnerstagabend vom Gemeinderat der Landeshauptstadt mit dünner Mehrheit von 31 zu 29 Stimmen gewählt worden und wird ihr Amt am 1. September antreten. Ihr galten zunächst die Glückwünsche, wobei sich auch FDP, Freie Wähler und besonders die CDU um Kreischef Michael Föll sowie Oberbürgermeister Wolfgang Schuster als Sieger fühlen durfen. Sie hatten ihre Kandidatin durchgebracht. Dem bürgerlichen Block war es - anders als dem linken Lager - gelungen, die Reihen geschlossen zu halten.

Seit Wochen hatte die anstehende Entscheidung die kommunalpolitischen Akteure - und ein breites Publikum in der Stadt und im Land - elektrisiert. Dies war weniger der Bedeutung des Amtes geschuldet, das unterhalb der Oberbürgermeisterebene angesiedelt ist. Vielmehr weckte die Kandidatur von Werner Wölfle die Aufmerksamkeit. Wölfle, der Grünen-Fraktionschef, war bei der Kommunalwahl im vergangenen Jahr zum Stimmenkönig avanciert und hatte maßgeblich dazu beigetragen, dass seine Partei erstmals in einem deutschen Großstadtparlament zur stärksten Kraft wurde.

Wölfle war es, der vor der Kommunalwahl im vergangenen Jahr Stuttgart 21 als Wahlkampfschlager entdeckte - wohl wissend, so die Lesart von CDU, FDP, Freien Wählern und SPD, dass zu dem seit rund zwei Dekaden geplanten Projekt nach der Unterzeichnung der Finanzierungsverträge und dank breiter Mehrheiten in allen Parlamenten keine realistische Alternative existiert. Der Erfolg gab Wölfle zwar recht, trug ihm aber zugleich die herzliche Abneigung der politischen Konkurrenz ein, die er in der Folge immer wieder brüskierte. Auch vor persönlichen Angriffen auf Oberbürgermeister Schuster schreckte er nicht zurück, der prompt alles daransetzte, den weiteren Aufstieg des Grünen zu verhindern.