Bundestagswahlen sind keine Landtagswahlen. Doch Einfluss auf die Stimmung im Land haben sie schon. Grün-rot ist in Baden-Württemberg unter Druck, meint StZ-Landeskorrespondent Reiner Ruf.

Stuttgart - Die Südwest-CDU hat sich bei dieser Bundestagswahl auf bayerisches Niveau gehievt. So wie Horst Seehofer eine Woche zuvor bei der Landtagswahl triumphierte, so darf nun auch die CDU in Baden-Württemberg jubeln. Der Unterschied: noch ist die Kraft der Union im Land eine geborgte. Zur Wahl stand Angela Merkel, die Kanzlerin, nicht Thomas Strobl, nicht Peter Hauk oder einer der anderen CDU-Granden im Land.

 

Doch der Abstand der Landes-CDU zu SPD und Grünen ist gewaltig. Das verschafft der Union nicht nur im Stuttgarter Landtag, mehr noch in der Breite des Landes neues Selbstbewusstsein. Umgekehrt zeigt der Appell von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Grün-Rot müsse zur Geschlossenheit finden, dass die Hütte brennt. Geschlossenheit? Sollte die Merkel-CDU die absolute Mehrheit knapp verfehlen, sieht die Stuttgarter Koalition eher stürmischen Zeiten entgegen. Einer der beiden, SPD oder Grüne, wird in Berlin am Kabinettstisch sitzen. Eine Konstellation, die bestens geeignet ist, neuen Unfrieden in die grün-roten Reihen zu tragen.

Die Grünen, die sich eben noch auf dem Weg zur Volkspartei wähnten, erreicht das Debakel aber womöglich gerade noch rechtzeitig, um vor der Landtagswahl in sich zu gehen. Hochmut kommt vor dem Fall, sagt der Volksmund. Die Grünen haben zwei Optionen, auf diese Wahlschlappe zu reagieren. Mit einem „Wir haben verstanden“, wie es die Fraktionschefin im Landtag, Edith Sitzmann, formulierte. Oder mit der beleidigten Ausrede, die Grünen seien Opfer einer Kampagne geworden, wie sie Verkehrsminister Winfried Hermann vortrug. Solcherlei Rechthaberei verspricht indes keine künftigen Erfolge.

Die Ereignisse des Wahltags können Sie hier nachlesen. Reaktionen der Stuttgarter Bundestagskandidaten im Rathaus zeigen wir im Video.