Der neue Deutsche-Bank-Chef John Cryan hat Aktionäre und Mitarbeiter auf weiterhin schwierige Zeiten eingestimmt. Bei seinem ersten großen Auftritt hat er den richtigen Ton getroffen, meint StZ-Wirtschaftskorrespondentin Barbara Schäder.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Rückenwind für John Cryan: Der neue Chef der Deutschen Bank startet mit guten Zahlen ins Amt. Sie gehen allerdings nicht auf sein Konto – schließlich rückte Cryan erst Anfang dieses Monats an die Bankspitze auf. Der Brite zeigte auch kein Interesse daran, den Quartalsgewinn als großen Erfolg zu verkaufen. Seine Botschaft lautet vielmehr: Die eigentliche Arbeit liegt noch vor uns. Jenseits der bereits angekündigten Filialschließungen werden sich die Mitarbeiter auf weitere Einschnitte gefasst machen müssen. Und auch den Aktionären macht Cryan keine Hoffnung auf rosige Zeiten: Der Umbau der Bank werde erst einmal Geld kosten, was auch den Spielraum für Dividendenausschüttungen einschränke, stellte er klar.

 

Dass der Aktienkurs der Deutschen Bank gleichwohl in die Höhe schoss, zeigt: der neue Chef hat den richtigen Ton getroffen. Seine nüchterne Analyse der Stärken und Schwächen des Instituts hebt sich wohltuend von den Auftritten der abgelösten Doppelspitze aus Anshu Jain und Jürgen Fitschen ab. Die schwankten zuletzt zwischen geradezu trotzig vorgetragenen Hinweisen auf geschäftliche Erfolge und dem gebetsmühlenartig wiederholten Versprechen eines Kulturwandels, der auf sich warten ließ.

Cryan hat es da leichter, weil er erst 2013 zur Deutschen Bank stieß. Über den Verdacht einer persönlichen Verstrickung in die Skandale und Affären der Vergangenheit ist er erhaben. Gleichwohl werden deren Folgen in Form hoher Prozesskosten die Bank noch lange belasten – auch daraus machte der Manager keinen Hehl.

Auf Dauer allerdings wird Cryans britisches Understatement nicht genügen. Der Manager weiß das: „Ich bin mir sehr bewusst: Worte reichen nicht mehr, Taten sind gefordert“, sagte er. Die erste Bewährungsprobe steht im Oktober an: Dann will Cryan Einzelheiten seines bislang nur in groben Zügen entworfenen Umbauplans vorstellen. Spannend bleibt zudem, wie der neue Chef auf den jüngst bekannt gewordenen Bericht der Bafin zum Zinsmanipulationsskandal reagieren wird. Darin werden nämlich nicht nur Ex-Vorstandschef Jain, sondern auch einigen noch aktiven Managern schwere Verfehlungen vorgeworfen.