Die Aktionäre bedauern den Abgang des verdienten Konzernvorstands Hans-Peter Villis. Ein Kommentar von StZ-Redakteurin Eva Drews.

Stuttgart - „Wir danken Herrn Villis für seine Arbeit und sehen seinem Nachfolger mit unsicherer Neugierde entgegen“ – so hat ein Aktionär den anstehenden Chefwechsel bei der EnBW kommentiert. Nicht nur er zollte Hans-Peter Villis Anerkennung für die vergangenen viereinhalb Jahre – die Wertschätzung für den sachlichen, versierten Nordrhein-Westfalen einte sogar Atomkraftgegner und -befürworter bei der Hauptversammlung.

 

In der Tat kann man fragen, ob der Chefwechsel dem Unternehmen zu diesem Zeitpunkt gut tun kann: Kein anderer Energieversorger in Deutschland muss sich so grundlegend neu aufstellen wie der atomlastige Versorger aus dem rohstoffarmen Südwesten. Eingeleitet hat den Umbau der entschiedene Atomkraftbefürworter Villis, der seinen Abgang am Donnerstag nicht weiter thematisierte, sondern lieber über die Zukunft „unseres Konzerns“ sprach. Statt seit seinem Rücktritt im Dezember in Agonie zu verfallen, hat er entgegen seiner Überzeugung Weichen gestellt. Er hätte die Chance verdient, die Wende auch umzusetzen. Ohne die Rückendeckung der beiden Hauptaktionäre, dem Land und den Oberschwäbischen Elektrizitätswerken, hätte er aber nicht weiter agieren können. Die Debatten um seine Person haben ihn beschädigt. Es ist Villis’ Nachfolger zu wünschen, dass er sich auf diese Rückendeckung verlassen kann.