Der Energiekonzern EnBW drängt auf eine Gesetzesänderung, um die Folgen der Niedrigzinsphase für die Unternehmensbilanzen zu entschärfen. Der StZ-Redakteur Andreas Müller hält den Wunsch, bei den Rückstellungen entlastet zu werden, für verständlich.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank führt zu immer mehr Kollateralschäden. Viele Unternehmen, die ihren Beschäftigten Pensionen zugesagt haben, leiden unter der anhaltenden Niedrigzinsphase. Sie müssen in den Bilanzen immer höhere Rückstellungen bilden, um ihre Versprechen einst einlösen zu können. Gleich doppelt betroffen sind Energiekonzerne wie die EnBW, die zusätzlich noch Vorsorge für den Rückbau ihrer Kernkraftwerke zu treffen haben.

 

Das Eigenkapital sinkt – die Schulden steigen

Am Beispiel des Karlsruher Unternehmens zeigen sich die Auswirkungen besonders drastisch. Das Eigenkapital sinkt massiv, die Schulden steigen kräftig – kein Wunder, dass Vorstand und Aufsichtsrat sich Sorgen machen. Wenn intern sogar von einer möglichen Pleite die Rede ist, die freilich nur im allerschlimmsten Fall drohen könnte, illustriert das den Ernst der Lage. Der Wunsch der EnBW, durch eine Gesetzesänderung zumindest teilweise entlastet zu werden, erscheint da verständlich. Offenbar hat die große Koalition in Berlin erkannt, wie dringlich das Anliegen des Stromkonzerns und vieler anderer Unternehmen ist: Bereits diese Woche will sie eine Reform angehen, die dazu führen soll, dass der Niedrigzins bei den Rückstellungen nicht ganz so schnell und stark durchschlägt. Die Zeit drängt – daran lässt der Alarmruf der EnBW keinen Zweifel.