EnBW-Chef Villis hat zu sehr auf die Kernenergie gesetzt. Hoffnung, dass der Umbau zügig voranschreitet, gibt es nicht, meint Judith Weber.

Stuttgart - Selbst schuld, möchte man dem EnBW-Vorstand am liebsten zurufen, wenn er über die gewaltigen Belastungen spricht, die ein Ausstieg aus der Kernenergie für den Energiekonzern aus Karlsruhe mit sich bringen würde. Doch inzwischen stecken Staatsgelder in dem Karlsruher Energiekonzern, und so ist die Zukunft des Unternehmens auch für die Steuerzahler des Landes relevant - ganz zu schweigen von den Beschäftigten des Konzerns und seinen Aktionären.

 

Denen blieb EnBW-Chef Hans-Peter Villis am Dienstag Antworten über den künftigen Weg des Konzerns schuldig. Zwar kündigte er Investitionen von rund acht Milliarden Euro zur Verdoppelung des Anteils erneuerbarer Energien auf 20 Prozent an. Woher das Geld kommen soll, ließ er jedoch offen. Die übrigen Fragen der Aktionäre quittierte Villis lediglich mit Floskeln. Hoffnung darauf, dass der dringend notwendige Umbau des Konzerns zügig voranschreitet, macht das nicht.

Abhängig von der Kernenergie

Villis hat es schon in der Vergangenheit versäumt, die EnBW neu auszurichten. Auch wenn er stets betont, dass der Konzern "breit aufgestellt" ist und "die gesamte Wertschöpfungskette von der Erzeugung über den Transport bis zum Handel und Vertrieb abdeckt", kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Schicksal der EnBW noch immer an der Stromerzeugung und der Kernenergie hängt.

Statt mit Verve in den Ausbau der erneuerbaren Energien zu investieren, verließ sich Villis kaltschnäuzig auf das lukrative Kernenergiegeschäft. Offenbar hat diese wie auch die vorherige EnBW-Führung unter Utz Claassen darauf gewettet, dass der Atomausstieg, den die damalige rot-grüne Bundesregierung 2000 gemeinsam mit der Energiebranche beschlossen hatte, von einer der Nachfolgeregierungen kassiert werden könnte. Beinahe wäre diese Wette aufgegangen. Doch nun deutet alles darauf hin, dass das Kernenergiezeitalter in Deutschland zu Ende geht. Die Wette ist verloren, Villis läuft die Zeit davon.