Der EnBW-Vorstandsvorsitzende Frank Mastiaux verkleinert den Vorstand des Energiekonzerns. Er verzichtet künftig auf den Vertriebschef Dirk Mausbeck. Das ist klug, meint StZ-Redakteur Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Frank Mastiaux hatte sich reichlich Zeit gelassen, um sich die EnBW von innen und außen anzuschauen. Doch seit diese Phase abgeschlossen ist, zieht der immer noch neue Vorstandschef unbeirrt seine Schlüsse aus dem Vorgefundenen. Seinem Konzept für die Strategie des Energiekonzerns in den nächsten Jahren folgen nun auch personelle Konsequenzen: Mastiaux verzichtet künftig auf einen eigenen Vertriebsvorstand und übernimmt dessen Aufgaben selbst. Handlungsbedarf gab es schon länger, aber es galt als ungewiss, ob der umgängliche Topmanager die notwendige Härte aufbringen würde. Nun hat er gezeigt: wenn es sein muss, kann er auch durchgreifen.

 

Die Entscheidung ist richtig und wichtig. Schon bei der Berufung von Dirk Mausbeck vor zwei Jahren gab es Zweifel, ob er das Format für einen Vorstandsjob habe. Der Manager mag ein guter Analytiker sein, aber der Vertrieb ist seine Stärke sicher nicht. Auf Kunden zuzugehen, den richtigen Ton zu treffen, vor allem aber das gespannte Verhältnis zwischen der EnBW und den Stadtwerken zu entkrampfen – damit tat er sich schwer. Den Kommunen galt er als ein Vertreter der „alten EnBW“, die sie von oben herab behandelte. Mastiaux selbst hat da ganz andere kommunikative Talente; insofern ist es nur folgerichtig, dass er das Ressort mit übernimmt. Weitere personelle Veränderungen bei der EnBW-Regionalgesellschaft dürften sich anschließen; auch dort wird das neue Selbstverständnis des Konzerns noch nicht von jeder Führungskraft verkörpert.

Die Verkleinerung des Vorstands ist aber auch ein Signal ins Unternehmen hinein: Gespart wird nicht nur bei den Indianern, sondern auch bei den Häuptlingen. Der Belegschaft verlangt Mastiaux schon jetzt einiges ab und wird ihr in Zukunft wohl noch mehr zumuten müssen. Da erhöht es die Akzeptanz, wenn die Vorstandsriege auch vor sich selbst nicht haltmacht – zumal die Managerdichte bei der EnBW wahrlich nicht zu gering ist. Ein weiteres Ausdünnen dürfte sich nicht vermeiden lassen. Erst anschauen, dann handeln – man darf gespannt sein, was Mastiaux nach diesem Motto noch alles anpackt.