Bei der MVV hat die EnBW keinen strategischen Einfluss. Ein Verkauf der 15,1-Prozent-Beteiligung wäre daher sinnvoll, meint StZ-Wirtschaftsredakteur Werner Ludwig.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Keiner der großen Energieversorger wurde vom Atomausstieg so getroffen wie die EnBW, die früher 57 Prozent ihres Stroms mit Atomkraftwerken produzierte. In den kommenden Jahren brauchen die Karlsruher etliche Milliarden, um in regenerative Energien, aber auch in moderne konventionelle Kraftwerke zu investieren. Dass der neue Konzernchef Mastiaux vor diesem Hintergrund alle Beteiligungen auf den Prüfstand stellen will, ist deshalb folgerichtig. Von den Hauptanteilseignern – dem Land Baden-Württemberg und den Oberschwäbischen Elektrizitätswerken – sind jedenfalls keine neuen Geldspritzen zu erwarten. Sie haben bereits gut 800 Millionen Euro für eine Kapitalerhöhung auf den Tisch gelegt. Auch zusätzliche Einsparungen, die über die bereits laufenden Effizienzprogramme hinausgingen, wären kaum durchsetzbar.

 

Deshalb bleibt Mastiaux nichts anderes übrig, als sich von Beteiligungen zu trennen, die nicht zum Kerngeschäft gehören oder auf die die EnBW keinen strategischen Einfluss hat. Darunter fallen auch die 15,1 Prozent an der MVV Energie, die der EnBW 2004 im Rahmen der Übernahme von Ruhrgas durch Eon zugefallen sind. Zusammen mit den angeblich ebenfalls zum Verkauf stehenden MVV-Anteilen der Barclays Bank und von GdF Suez käme ein hübsches Paket zusammen, was sich positiv auf den Verkaufserlös für die EnBW auswirken würde. Zusätzliches Geld könnte ein kompletter oder teilweiser Verkauf der Netztochter Transnet BW bringen. Immerhin ist die EnBW der letzte der vier großen Energiekonzerne, dessen Übertragungsnetz komplett in eigener Hand liegt. Strategisch bringt auch die 26-prozentige Beteiligung am Oldenburger Versorger EWE nicht das, was sich die EnBW versprochen hatte. Der erhoffte Durchgriff auf den ostdeutschen Gashändler VNG ist damit nicht möglich, und eine Aufstockung wäre viel zu teuer.

Wie seine Verkaufsliste konkret aussehen wird, hat Mastiaux bis jetzt offen gelassen. Klar ist aber, dass einem eventuellen Verkauf des MVV-Pakets weitere Schritte folgen müssen, um das angestrebte Volumen von 1,5 Milliarden Euro bei den Beteiligungsverkäufen zu erreichen.