Der neue FDP-Landeschef Theurer kann nur zusammen mit seinem Konkurrenten Rülke reüssieren. Faktisch hat die Partei eine Doppelspitze gewählt, kommentiert StZ-Redakteur Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Im zweiten Anlauf hat es Michael Theurer nun also geschafft. Fast genauso knapp, wie er vor zwei Jahren der damaligen FDP-Landeschefin Birgit Homburger unterlegen war, hat der Horber Europaabgeordnete jetzt den Vorsitz der Südwest-Liberalen erobert. Ganze elf Stimmen lag er im zweiten Wahlgang vor dem Chef der Landtagsfraktion, Hans-Ulrich Rülke. Das zeigt, wie schwer der Partei die Wahl zwischen den beiden höchst unterschiedlichen Spitzenleuten fiel.

 

Sie wollte offensichtlich beide: den leutseligen, bei der Basis populären „Volkstribunen“ Theurer ebenso wie den scharfzüngigen, als oppositionellen Angreifer erprobten Rülke. Gewiss hätte manches dafür gesprochen, alle Macht bei dem besser sichtbaren Fraktionschef zu konzentrieren. Doch allein auf dessen, auch intern nicht unumstrittenen Politikstil zu setzen, schien den Delegierten wohl zu riskant. Mit Theurer als Vorsitzendem und Rülke als erstem Stellvertreter wählten sie nun faktisch eine Doppelspitze, für Herz und Verstand gleichermaßen. Wenn die Arbeitsteilung funktioniert, kann die FDP davon nur profitieren; zu tun gibt es angesichts ihrer schwierigen Lage für beide mehr als genug. In zwei Jahren kann die Partei dann beurteilen, ob das Führungsduo sie vorangebracht hat – und im Zweifel noch vor der Landtagswahl die Karten neu mischen.