Alles sauber – das sagt die Fifa-Ethikkommission zu den WM-Vergaben an Russland und Katar. Man muss das nicht glauben. Vor allem der Zuschlag für Katar war und ist eine Farce, kommentiert StZ-Redakteur Tobias Schall.

Chef vom Dienst: Tobias Schall (tos)

Stuttgart - Fifa-Ethikkommission – das klingt für viele wie: nordkoreanische Menschenrechtskommission. Wie ein zynisches Oxymoron also.

 

Die Fifa hat sich dieses Ansehen in den vergangenen Jahren redlich verdient durch große und kleine Skandale und fragwürdige Entscheidungen wie die WM-Vergabe nach Katar. Seit 2010 wurden zum Beispiel sieben Mitglieder der ehrenwerten Gesellschaft namens Fifa-Exekutive wegen Korruptionsverdachts suspendiert, oder sie verzichteten deshalb auf Wiederwahl. Kurios mutet da der Freispruch der Ethikkommission an, aber es ist das Wesen der Korruption, dass keine Quittungen ausgestellt werden, dass sie tatsächlich schwer nachweisbar ist. Wenn das überhaupt das Ziel war: der Protest des Sonderermittlers Michael Garcia gegen das Urteil nährt den Verdacht, dass es eher um eine Reinwaschung gehen sollte.

Die Kommission erwähnt zumindest viele Unreinheiten, die einen kleinen Eindruck vom großen Geschacher um Großereignisse geben. Hier eine Luxushandtasche; dort ein von Katar gesponserter 1,8 Millionen Dollar teurer Kongress für Afrikas Verband; für jenen einen Job; für den anderen teure Kameras. Kleine Geschenke unter Freunden. Was soll das sein, wenn nicht Korruption? Unstrittig ist auch, dass es ein großes wirtschaftliches und damit ein politisches Interesse an einer WM in Katar gab, weil das Emirat viele Milliarden für die WM 2022 ausgibt und sein Geld an Firmen weltweit verteilt. Auch in Deutschland.

Halten wir aber fest: die Fifa sagt unter Protest des Sonderermittlers, dass keine nachweisbare Korruption im Spiel war, als die Fifa die WM nach Katar vergab. Wenn Geld keine Rolle gespielt haben sollte (was man anzweifeln darf), hat die Fifa-Exekutive also laut Fifa aus freien Stücken eine absurde Wahl getroffen. Der Bewerber Katar nämlich hatte im Evaluierungsverfahren die mit Abstand schlechtesten Noten. Chapeau.