Das Aus bei der WM ist keine Schande: Die DFB-Frauen schöpfen ihr Potenzial aus – doch das Niveau der Konkurrenz in der Boomsportart steigt, meint StZ-Redakteur Heiko Hinrichsen.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Es gibt einen guten Grund, weshalb sich die Sportwelt nicht mit den Siegchancen der seit Jahren besten Tennisspielerin Serena Williams in einem hypothetischen Wimbledon-Finale gegen Roger Federer beschäftigt. Schließlich lägen diese bei null Prozent. Ebenso überflüssig sind auch die Vergleiche zwischen dem sportlichen Potenzial der deutschen Fußball-Nationalelf der Frauen mit dem der männlichen Weltmeisterkollegen. Dennoch werden diese an den Stammtischen der Nation wie auch in Teilen der Medien immer wieder angestellt.

 

Dabei ist im weiblichen Segment längst ein unabhängiger, äußerst attraktiver Ableger des beliebtesten Spiels der Welt entstanden, in dem – auch verglichen mit der WM 2011 in Deutschland – auf Kanadas Kunstrasenplätzen eine rasante Entwicklung hin zu echtem Tempofußball gepaart mit toller Technik zu beobachten ist.

So gesehen müssen sich die deutschen Fußballerinnen um ihre Bundestrainerin Silvia Neid über das bittere Halbfinal-Aus gegen die USA nicht über die Maßen grämen. Anders als vor vier Jahren, als die Gastgeberinnen bei ihrem 0:1 gegen Japan im WM-Viertelfinale von Wolfsburg versagten, hat die DFB-Auswahl diesmal ihr Potenzial annähernd ausgereizt.

Das Niveau ist auch in der Breite der Team gestiegen

Allerdings sind in der Boomsportart Frauenfußball – und hier ist der Vergleich mit den Männern mal erlaubt – mit dem technischen und taktischen Spielverständnis auch das Niveau sowie die Breite der Konkurrenz gestiegen. Das war bereits im Viertelfinale gegen Frankreich zu beobachten, als sich die DFB-Elf erst im Elfmeterschießen glücklich durchsetzte.

Kantersiege wie das deutsche 7:1 über Russland von 2003 gehören in einem WM-Viertelfinale zur Vergangenheit – denn die anderen haben zum Weltmeister von 2003 und 2007 aufgeschlossen. Will man nicht überholt werden, müssen beim DFB Innovationen her. Insofern ist es zu begrüßen, dass die verdiente Silvia Neid nach Olympia 2016 in Rio aufhört – und in Steffi Jones eine neue Bundestrainerin anfängt.