Die Fußball-Bundesliga startet am Freitag in ihre neue Saison. Ganz egal wie es sportlich läuft, die Liga des Weltmeisters bleibt auf jeden Fall spannend, kommentiert der StZ-Sportchef Peter Stolterfoht. Denn sie bietet stets gute Unterhaltung.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Die Bundesliga-Saison 2014/2015 beginnt mit dieser überraschenden Prognose: Der FC Bayern wird nicht deutscher Fußballmeister. Nachzulesen im Gesetz der Serie. Dort ist aufgelistet, dass die Münchner noch nie die nationale Meisterschaft geholt haben, wenn zuvor die Nationalmannschaft Weltmeister geworden war.

 

Ansonsten gibt es im Moment nur noch diverse Verletzungen, die gegen die Titelverteidigung der Bayern und für Aufregung im Titelrennen sprechen. Die Bayern-Alleingänge der Vergangenheit haben aber keine Auswirkung auf die Anziehungskraft der Bundesliga. Mit rund 460 000 verkauften Dauerkarten erzielten die Bundesligaclubs erneut ein beeindruckendes und international einmaliges Ergebnis. Dass die letztjährige Rekordzahl von 480 000 nicht erreicht wurde, liegt vor allem daran, dass dem Aufsteiger SC Paderborn nur ein sehr kleines Stadion zur Verfügung steht.

Die spanischen Lockstoffe wirken noch besser

Die Bundesligafans scheint es jedenfalls nicht besonders zu stören, dass die spektakulärsten Transfers weiterhin anderswo über die Bühne gehen. So wechselt ein WM-Star wie der Kolumbianer James Rodríguez nicht in die Liga des Weltmeisters, sondern in die des Vorrunden-Pleitiers – zu Real Madrid. Die spanischen Lockstoffe wirken einfach noch besser, obwohl das vom europäischen Fußballverband Uefa entwickelte „Financial Fairplay“ zur Marktregulierung in Kraft getreten ist. Es werden in Spanien weiterhin astronomische Ablösesummen gezahlt, und ein gegen den FC Barcelona ausgesprochenes Transferverbot wurde auch ganz schnell wieder verschoben.

Doch es gibt keinen Grund für die Bundesligisten, sich darüber zu beklagen. Schließlich ist die deutsche Liga ein Massenphänomen, das seinem Publikum nicht ständig die neuesten Sensationen vorsetzen muss. Sie funktioniert nicht in erster Linie über die Frage, wer Meister wird. Ob die Traditionsvereine in Stuttgart, Hamburg oder Bremen ihre Talfahrt stoppen und eine Trendwende nach Mönchengladbacher Art einleiten können, ist nur ein Thema in der Liga der spannenden Geschichten. Jeder findet etwas Interessantes in der Bundesliga, die sich als Event für Fans und Familie vermarktet. Deshalb sind die Clubs auch daran interessiert, die Stadien als Wohlfühloasen für den Besucher zwischen fünf und 85 zu pflegen. Entsprechend streng wird gegen diejenigen vorgegangen, die den deutschen Fußballfrieden stören könnten – beispielsweise gegen Anhänger, die ein Feuerwerk abbrennen. Dabei sollte aber auch nicht vergessen werden, dass die Bundesliga auch von der Atmosphäre lebt, für die die Fans sorgen.

Die Bundesliga ist krisenresistent

Und dann nimmt der deutsche Besucher jetzt auch noch dieses wohlige WM-Gefühl mit ins Stadion. Wobei ein frühes Ausscheiden der DFB-Auswahl in Brasilien auch keine großen negativen Auswirkungen auf die Zuschauerzahlen gehabt hätte. Die Bundesliga ist mittlerweile krisenresistent und wird in Deutschland in keinen direkten Zusammenhang mit der Nationalmannschaft gebracht. Im Ausland sieht man das anders. Die Liga des Weltmeisters wird von außen jetzt mit etwas anderen Augen betrachtet. Es ist ein guter Zeitpunkt, um groß ins internationale Geschäft einzusteigen – mit Fernsehverträgen in den USA und Asien, zum Beispiel. So lässt sich der Abstand zur spanischen und englischen Liga verringern. Und dann kommen die großen internationalen Stars irgendwann womöglich doch nach Deutschland. Und landen dann vielleicht beim FC Bayern, der in der vergangenen Saison 19 Punkte Vorsprung hatte. Ist das langweilig? Kommt ganz auf den Blickwinkel an.

In Stuttgart fand vermutlich niemand die vergangene Runde zum Gähnen. Trotzdem würden die VfB-Fans gerne auf die Spannung im Abstiegskampf verzichten – ohne dass es langweilig werden würde.