Zeiten des Umbruchs hat Hans-Jörg Polzer in seinen Jahren als Chef im Göppinger Schulamt erlebt. Dabei war der scheidende Schulamtsdirektor weniger Gestalter als Verwalter. Doch viel anderes blieb ihm wohl nich übrig, findet StZ-Redakteur Ebehrard Wein.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Wenn der Leiter des Staatlichen Schulamts Hans-Jörg Polzer diese Woche in Pension geht, hinterlässt er seinem Nachfolger einen Ranzen voller Probleme. Die vielen Reformen, Pilotprojekte und Schulversuche, die nicht erst seit dem Amtswechsel zu Grün-Rot die Kultuspolitik im Land prägen, haben auch den Oberaufseher über die Grund-, Haupt-, Real- und Gemeinschaftsschulen im Kreis verunsichert.

 

Als Verwalter, als der er sich sah, war Polzer kaum in der Lage, lenkend auf die Entwicklung Einfluss zu nehmen. So blieb es oft dem Zufall überlassen, wo sich eine Gemeinschaftsschule etablierte und welche Schule dem Untergang geweiht wurde. Wenn sich Polzers Behörde doch einmal eine eigene Meinung gestattete, setzten sich die lokalen Akteure nicht selten darüber hinweg. So durfte in Eislingen die Schillerschule den neuen Schultyp einführen, obwohl die Experten in der Göppinger Burgstraße der Silcherschule den Vorrang eingeräumt hatten.

Keine Frage: die Schullandschaft im Kreis Göppingen gleicht mittlerweile einem undurchsichtigen Wildwuchs. Allerdings hat dies nicht nur mit den Reformen zu tun. Auch der demografische Wandel und nicht zuletzt der Willen der Eltern haben die Strukturveränderungen bewirkt. Dabei ist die Lage keineswegs so katastrophal, wie es sich anhört. Im Anbetracht von mittlerweile sechs verschiedenen Schulformen war die Wahrscheinlichkeit noch nie so groß, dass ein Kind am Ende eine auf seine Bedürfnisse zugeschnittene Schule findet. Gelingt dies, hat auch Polzer alles richtig gemacht.