Abschreibungen auf konventionelle Kraftwerke färben die EnBW-Zahlen rot. Auch das Ökostromgeschäft ist kein Selbstläufer. Die EnBW-Großaktionäre Baden-Württemberg und OEW brauchen noch viel Geduld, meint StZ-Wirtschaftsredakteur Werner Ludwig.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Milliardenabschreibungen auf unrentable konventionelle Kraftwerke haben der EnBW im ersten Halbjahr einen Verlust von fast einer Dreiviertel Milliarde Euro beschert. Dass auch andere Energieriesen den Wert ihres Kraftwerksparks drastisch nach unten korrigieren mussten, ist allenfalls ein schwacher Trost. Noch gravierender als diese Einmalbelastung ist allerdings, dass auch bei dem von Konzernchef Frank Mastiaux als Wachstumsfeld identifizierten Geschäft mit Erneuerbaren Energien der Ertrag um mehr als ein Fünftel eingebrochen ist. Das Unternehmen erklärt das mit einem trockenheitsbedingten Rückgang bei der Wasserkraft und Verzögerungen bei den Offshore-Windparks. Das Geschäft mit den Erneuerbaren ist eben auch kein Selbstläufer – und wird aufgrund seiner Wetterabhängigkeit auch in Zukunft für stärkere Ertragsschwankungen sorgen. Hinzu kommen die niedrigeren Fördersätze des reformierten Erneuerbare-Energien-Gesetzes, das aber immerhin für Planungssicherheit bei künftigen Projekten sorgt.

 

Die EnBW wird wohl noch längere Zeit in der Zwickmühle zwischen alten und neuen Energien stecken. Einerseits ist sie an möglichst attraktiven Rahmenbedingungen für ihre eigene Ökostromproduktion interessiert. Andererseits ist es eben dieser Ökostrom, dessen steigender Marktanteil die Preis an der Strombörse drückt und den Betrieb fossil betriebener Kraftwerke immer unrentabler macht. Um zusätzliche Prämien für die Bereithaltung konventioneller Kraftwerke macht die Politik bis jetzt einen Bogen – aus gutem Grund, weil damit eine weitere Subvention eingeführt würde, um die Folgen der Ökostromförderung zu kompensieren.

Positiv auswirken könnte sich mittelfristig dagegen die Komplettübernahme des Gasgeschäfts, das bisher zusammen mit dem italienischen Partner ENI geführt wurde. Insbesondere der Gasnetzbetrieb bildet dank staatlich garantierter Renditen ein stabilisierendes Gegengewicht zum volatilen Geschäft mit Erneuerbaren Energien. Allerdings kostet der Anteilskauf einen dreistelligen Millionenbetrag, der erst mal wieder eingespielt werden muss. Das braucht Zeit – wie auch der Ausbau des kleinteiligen Geschäfts mit kommunalen Versorgern, bei dem es erste Erfolgsmeldungen gibt. Die EnBW-Großaktionäre Baden-Württemberg und OEW werden also noch einige Geduld brauchen. Und die knapp 20 000 Mitarbeiter können sich schon mal auf weitere Sparrunden einstellen, wenn das „Fokus“-Programm Ende des Jahres ausläuft. Bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen hat Finanzchef Thomas Kusterer zusätzliche Kostensenkungen von mehreren hundert Millionen Euro angekündigt – allerdings zugleich betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.