Hans-Christoph Rademann ist ein würdiger Nachfolger für Helmuth Rilling als Chef der Bachakademie. Und der spricht auch wieder mit Berthold Leibinger.

Stuttgart - Der Montag hat manches zurechtgerückt, was in den vergangenen Wochen durcheinandergeraten war. Die Bachakademie hat einen installierten künstlerischen Leiter und der bleibt es wohl bis zu seinem vereinbarten Abschied in gut einem Jahr: Helmuth Rillings Rücktritt vom angedrohten Rücktritt öffnet den Weg zu einem würdevollen Abschied von einem Lebenswerk. Berthold Leibinger ist optimistisch, so viel lässt er sich in die Seele blicken, dass man Rilling und ihn noch einmal wieder gemeinsam in der Öffentlichkeit auftreten sehen wird.

 

Und viel besser noch: es hat sich ein überzeugender Nachfolger für Rilling gefunden, künstlerisch potent, undogmatisch, offen für die vielen Wege zu Bach und all die anderen Komponisten von Schütz bis Schnittke und Rihm. Ob nun auf neuem oder historischem Instrumentarium, Hans-Christoph Rademann ist bereit für vielerlei Expeditionen. Neben der Kunst, das ist ihm klar, muss der Bachakademie-Gedanke frisch gehalten werden. Was ist in zehn Jahren? Wie sieht unser Publikum aus, wie ist es zu gewinnen? Fragen, die Rademann selbst stellt und sich in der Verantwortung sieht. Bleibt eigentlich nur eine Baustelle am Johann-Sebastian-Bach-Platz im Stuttgarter Westen – einen Intendanten zu finden, der nicht künstlerisch mit dem Chef konkurrieren will, sondern ihm zuarbeitet.

In der Stadt gibt es ein feines Rollenmodell, an dem sich Maß nehme ließe. Am Staatstheater walten die Künstlerintendanten von Schauspiel, Ballett und Oper und der Geschäftsführende. Der guckt aufs Geld, die Logistik, die Infrastruktur und er macht das recht ordentlich, weil er was von der Materie versteht, ohne den Ehrgeiz zu haben, an ihr als Kreator täglich mitzuschaffen. Das müsste doch im Namen des heiligen Bach ähnlich möglich sein.