Für den Umgang mit Gruppierungen wie Milli Görüs gibt es wenig Hilfe – leider, meint StZ-Redakteurin Inge Jacobs.

Stuttgart - Eigentlich ist es hochlöblich, wenn sich Einrichtungen darum kümmern, Jugendliche aus Migrantenfamilien beim Weg in eine Ausbildung oder einen Beruf zu unterstützen. Denn diese tun sich bekanntlich oft besonders schwer dabei. Allerdings ist es auch empfehlenswert, genau hinzuschauen, was für Einrichtungen dies sind.

 

Aktuell erregt eine Bildungs- und Berufsinformationsmesse Aufmerksamkeit. Denn der Veranstalter ist die Studentenabteilung der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG), die laut Innenministerium auch weiterhin unter Beobachtung durch den Verfassungsschutz steht. Verboten ist diese zwar nicht, doch sowohl das baden-württembergische Integrationsministerium als auch die Stadt Stuttgart lehnen eine Kooperation mit ihr ab.

Auf dem Einladungsflyer firmiert die Gruppierung lediglich unter ihrem Kürzel IGMG. In den Vordergrund wird die Studenteninitiative MEF gerückt, die sich selbst als eine Vereinigung von überwiegend Studenten und Akademikern beschreibt, „die sich ehrenamtlich für Immigranten engagieren und somit versuchen, einen großen Beitrag zur Integration zu leisten“. Das macht es Schulen, aber auch Einrichtungen wie beispielsweise der Industrie- und Handelskammer (IHK) schwer zu erkennen, was für eine Organisation hinter dieser Veranstaltung steht.

Auch das Kultusministerium hält sich mit einer direkten Empfehlung in Bezug auf Milli Görüs zurück und verweist auf Verfassungsschutz und Integrationsministerium. Doch im Alltag wird wohl kaum ein Schulleiter oder Lehrer erst im umfangreichen Verfassungsschutzbericht stöbern, wenn eine Einladung zu einer Berufsinformationsmesse ins Haus flattert. Aber genau hinsehen sollten die Pädagogen schon, bevor sie ihre Schüler hinschicken. Denn es wäre sicher vermessen, von einem 14-jährigen Hauptschüler eine differenzierte Einschätzung zu erwarten, wenn er über die Berufsmesse auch mit Vertretern von Milli Görüs in Kontakt kommt.