Die japanische Notenbank hat die geldpolitischen Zügel weniger stark gelockert als von der Börse erhofft. Mehr vom selben scheint aber nicht mehr zu helfen.

Stuttgart - Den Börsianern ist es zu wenig, das lässt sich aus der ersten Reaktion ablesen. Die geldpolitische Entscheidung der japanischen Notenbank fiel nicht so üppig aus, wie von ihnen erhofft. Die Ankündigung der Notenbank mehr Wertpapiere aufzukaufen und dies auch nur in einem begrenzten Segment, die Leitzinsen aber bei minus 0,1 Prozent unverändert zu halten, hat den Leitindex in Tokio erst deutlich ins Minus gedrückt, bis Handelsende war das aber wieder ausgebügelt und die Börse ging mit Gewinnen ins Wochenende. Wirklich Sorgen machen müssen sich die Börsianer ohnehin nicht, denn die Geldpolitik in Japan bleibt locker. Sorgen aber sind angebracht.

 

Seit zweieinhalb Jahrzehnten tritt die japanische Wirtschaft auf der Stelle. Zwar herrscht bei einer Arbeitslosenquote von 3,2 Prozent quasi Vollbeschäftigung, doch die Kluft zwischen Arm und Reich wächst. Ein großer Teil der Beschäftigten hat befristete Verträge. Das schürt Unsicherheit und würgt Konsum ab.

Verschuldung steigt

Auch der Schuldenkurs des Landes macht schwindelig. Die japanische Regierung hat gerade eben ein gigantisches Konjunkturprogramm angekündigt. Ob sie damit auf dem richtigen Kurs ist, darf bezweifelt werden, denn ob es Wachstum dauerhaft anschiebt, ist nach den Erfahrungen vorhergegangener Konjunkturpakete offen. Fest steht auf jeden Fall, dass es die Verschuldung weiter erhöhen wird. Schon jetzt haben die Staatsschulden 250 Prozent der Wirtschaftsleistung erreicht. Doch im Unterschied zu einem europäischen Staat, der angesichts dieser Verschuldung längst in die Knie gegangen wäre, ist der japanische Staat bei der eigenen Bevölkerung verschuldet. 90 Prozent der Staatsschulden wird von Japanern gehalten. und die stellen die Zahlungsfähigkeit ihres Staates offenkundig nicht in Frage.

Eine lockere Geldpolitik und Anreize durch ein Konjunkturprogramm haben schon bisher Japan nicht nachhaltig geholfen. Obwohl sich Privatleute und Unternehmen fast zinslos Geld leihen könnten für größere Anschaffungen oder Investitionen, tun sie es nicht. Das mag mit der alternden Bevölkerung zu tun haben, ganz sicher aber mit fehlender Zuversicht. Die lässt sich aber nicht einfach verordnen.