Die französischen Konservativen wollen mit Ex-Premierminister François Fillon den Machtwechsel in Paris erreichen. Dessen radikal marktwirtschaftliches Programm ist jedoch Wahlkampfhilfe für Marine Le Pens Front National und sogar für die Sozialisten, meint Axel Veiel.

Paris - Erstmals haben Frankreichs Konservative ihren Präsidentschaftskandidaten nicht hinter verschlossenen Türen ausgehandelt, sondern die Entscheidung dem Volk angetragen. Ex-Premier François Fillon, der nun für die Republikaner ins Präsidentschaftsrennen zieht und in der Stichwahl auf Marine Le Pen treffen dürfte, erfreut sich anders als die Gegnerin demokratischer Legitimation.

 

Den Franzosen stehen nun vor klaren politischen Alternativen. Mit Fillon zieht erstmals ein Konservativer ins Präsidentschaftsrennen, der weitreichende wirtschaftsliberale Reformen propagiert. Den Sozialisten, die unter der Führung ihres unpopulären Präsidenten François Hollande bereits abgeschrieben schienen, eröffnet dies Freiräume. Sie können sich dem Wähler als diejenigen empfehlen, die den Sozialstaat um-, aber nicht abbauen wollen. Gleiches gilt für die anderen Linksparteien.

Die Verlierer des Wandels werden verschreckt

Es gilt aber auch für die Rechtspopulisten. Ihr Versprechen, die Franzosen vor den Grausamkeiten der Globalisierung zu bewahren, gewinnt an Zugkraft. Was Fillon zur Sanierung der kränkelnden Wirtschaft plant, mag ihr langfristig auf die Beine helfen. Kurzfristig ist es grausam – vor allem für diejenigen, die ohnehin versucht sein mögen, ihr Heil rechts außen zu suchen: die Verlierer des gesellschaftlichen Wandels, die klassische Klientel Le Pens eben.