Die Frage, wie viel die Kirche an weltlichem Besitz anhäufen darf, ist alt – sogar innerhalb der katholischen Kirche selbst. Doch Reichtum muss auch bei einer Kirche nicht verwerflich sein, findet StZ-Redakteur Mathias Bury.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Die Frage, wie viel die Kirche an weltlichem Besitz anhäufen darf, ist alt, auch innerhalb der katholischen Kirche selbst. Die Vorgänge im Bistum Limburg, die vor dem Hintergrund der Haltung des neuen Papstes Franziskus besonders grell aufscheinen, haben diese Debatte neu angeheizt.

 

Für das Dekanat Stuttgart als Teil der Diözese Rottenburg-Stuttgart lässt sich sagen: arm ist die Kirche nicht. Sie hat einen beträchtlichen Immobilienbesitz. Dazu gehören nicht nur Kirchen und Pfarrhäuser, sondern auch Wohnungen. Ist die katholische Kirche deshalb aber schon reich? Und ist dieser Besitz verwerflich?

Kirche hat ihre Kritiker selbst auf den Plan gerufen

Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, wie man zur Kirche grundsätzlich steht und welche Rolle in der Gesellschaft man ihr zuweist. Wer sie sehr kritisch bis feindselig betrachtet, wird die Frage mit Ja beantworten. Und die katholische Kirche hat auch in der jüngeren Vergangenheit immer wieder selbst dazu beigetragen, dass dieser Antiklerikalismus Auftrieb bekommen hat.

Allerdings lässt diese Haltung Wesentliches außer Acht. Denn mit vielen kirchlichen Immobilien werden bedürftige Menschen unterstützt. Auch mittels ihres Besitzes leistet die Katholische Kirche – und dies gilt auch für ihre evangelische Schwesterkirche – einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des sozialen Friedens in einer auseinanderdriftenden Gesellschaft. Das lässt sich jenseits von Glaubensfragen feststellen. Natürlich muss dennoch gefragt werden, was etwa ein Studentenwohnheim mit dieser Zweckorientierung zutun hat. Vieles davon wird aber in Zukunft wohl ohnehin als Manövriermasse eingesetzt, damit der schwierige Wandlungsprozess, in dem sich die Kirche befindet, gelingen kann.

Eine arme Kirche könnte viele positive Funktionen nicht erfüllen

Eine im wörtlichen Sinne arme Kirche jedenfalls könnte ihre insgesamt positive Funktion, die sie heute einnimmt, nicht erfüllen. Es spricht jedenfalls manches dafür, dass sie als weltliches Institut mit Gottesbezug in diese Gesellschaft eine Kraft einbringt, die nicht einfach durch rein weltliche Institutionen ersetzt werden könnte.

Kritische Debatten darüber gehören aber zu den Grundelementen einer aufgeklärten Gesellschaft. Die Kirche muss sich diesen stellen. Und so manche Zumutung bietet die Chance, sich seiner selbst zu vergewissern und das eigene Tun ins rechte Licht zu rücken.