Infolge des Moratoriums wurde Atomstrom im Ausland gekauft. Das ist kein Witz. Ein Kommentar von StZ-Politkchef Rainer Pörtner.

Politik/Baden-Württemberg: Rainer Pörtner (pö)

Stuttgart - Eine "Energiewende mit Augenmaß" wünscht sich die Kanzlerin. So hat es Angela Merkel zur ersten Sitzung ihrer Atom-Ethik-Kommission gesagt. Nun gibt es allerdings Zweifel, ob sie in den letzten Wochen Augenmaß bewies .

 

Nachdem Mitte März sieben deutsche Atomkraftwerke stillgelegt wurden, mussten sich die Energieunternehmen auf die Schnelle Strom aus anderen Quellen organisieren. Sie griffen auf Angebote aus Frankreich und Tschechien zurück - zwei Länder, die ihren Strom vornehmlich aus dem Atom und der Kohle gewinnen. Ein Vorgang nicht ohne Ironie: die Deutschen schalten ihre Atomkraftwerke ab, um ein gutes Gewissen zu haben, und kaufen als Ersatz Atomstrom aus dem Ausland. Das Prädikat "Ethisch besonders wertvoll" verdient solche Politik sicherlich nicht.

Merkels Energiewende wird den Süden Deutschlands am stärksten treffen. Hier ist der Energiehunger der Industrie wie die Abhängigkeit vom Atomstrom am größten, Ökostrom aus Wind und Sonne kommen dagegen bevorzugt aus dem Norden. Schon um die Ziele von Merkels altem Energiekonzept zu erfüllten, müsste das Leitungsnetz um 3600 Kilometer erweitert werden. Für das neue wird es um wesentlich mehr gehen. Und es muss schneller gebaut werden, wenn Deutschland nicht dauerhaft zum Importeur von Atomstrom werden will.