Vor allem die kleinen, kommunalen Kliniken in Baden-Württemberg geraten unter Druck – weil die bundesweiten Regeln sie benachteiligen, vermutet unser Kommentator.

Ludwigsburg - Eigentlich müssten die Krankenhäuser im Südwesten und in der Region hervorragend dastehen. Steuereinnahmen und Wohlstand prosperieren zwischen Marbach und Göppingen, der Ballungsraum ist verdichtet und wirtschaftlich einer der erfolgreichsten in ganz Deutschland. Doch nicht die Kliniken im klammen Norden und Osten der Republik haben die stärksten Probleme, sondern vor allem die in Baden-Württemberg.

 

Dies hängt sicher damit zusammen, dass über die Hälfte „kleine“ Häuser mit unter 150 Betten sind – ganz viele Schwarzwaldkliniken also, um das Wort vom Landrat aufzugreifen. Viele kleine Kliniken machen sich Konkurrenz, anstatt sich zu großen Spezialzentren zusammen zu schließen, so lautet das Mantra der Gutachter, die erst im Rems-Murr-Kreis, dann im Kreis Böblingen und nun im Kreis Ludwigsburg der Zentralisierung das Wort reden. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich wird Baden-Württemberg von der bundesweiten Gesundheitspolitik dafür abgestraft, dass die Bürger statistisch gesehen am seltensten ins Krankenhaus gehen und offenbar gesünder sind als der Rest des Landes.

Lukrativ sind vor allem Krankheiten, die in so genannte Diagnosis Related Groups (DRG) eingeteilt werden. Neudeutsch ist von Fallpauschalen die Rede. Dieses seit den 90er Jahren eingeführte System hat eine beispiellose Rationalisierungswelle ausgelöst – und setzt vor allem die eigentlich gut geführten kommunalen Kliniken massiv unter Druck.

Vielleicht wäre Marbach so oder so nicht mehr zu retten gewesen. Dass aber am Ende nur noch Massenkrankenhäuser übrig bleiben, kann weder im Sinne der Qualität noch in dem der Patienten sein.