Die Kultur wird gern als Aushängeschild der Landeshauptstadt gelobt, hat bei den Behörden aber offenbar einen schweren Stand, kommentiert der StZ-Redakteur Jörg Nauke.

Stuttgart - „Für Kultur mache ich gerne Theater“, prangte auf einem Plakat des ehemaligen Stuttgarter OB-Kandidaten Fritz Kuhn. Wenn man den Brandbrief von Stephan Karle an den Gemeinderat richtig verstanden hat, würde sich der Pächter des Kulturguts Wagenhallen nichts sehnlicher wünschen als das. Für den Anfang würde es den Künstlern wohl schon genügen, wenn der OB die Mitarbeiter der zuständigen Ämter überzeugen könnte, sie als Partner eines ehrgeizigen Projekts wahrzunehmen und in die Planung einzubinden. Die Stadt weist die Kritik zwar zurück, und mancher städtische Partner neigt zur Übertreibung, doch allein die kurzfristigen Gesprächsabsagen zeugen von mangelndem Respekt.

 

OB Kuhn: Kultur ist Stolz der ganzen Bürgerschaft

Die Politik rühmt sich, die über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Wagenhallen als Projekt erst möglich gemacht zu haben, Kuhn selbst hat bei der Einführung des neuen Gemeinderats betont, die Kultur sei der Stolz der ganzen Bürgerschaft und neben der Natur mache die kulturelle Kraft den Reichtum der Stadt aus. Er sollte einmal kontrollieren, ob dies in seinem Rathaus überall so gesehen wird.

Stadt zu schwer in die Gänge gekommen

Auch beim Varieté steht die Verwaltung unter Verdacht, schwer in die Gänge gekommen zu sein, weshalb die Theatermacher wohl ihren Premierentermin auf dem Pragsattel abschreiben müssen. Das ist ärgerlich, aber das Varieté hat bisher noch jeden Schlag weggesteckt. Dass die Gesamtkosten für den Interimsbau steigen, überrascht nicht. Selten war man sich im Gemeinderat so einig gewesen, die Augen vor den Fakten zu verschließen, wie beim Beschluss, das Varieté zu retten.