Die Württembergische Landesbibliothek ist in Not. Sie braucht den neuen Platz dringend, meint StZ-Redakteurin Claudia Leihenseder.

Stuttgart - Bildung ist wichtig. Das ist landauf, landab in den Sonntagsreden der Politiker zu hören. Und es wird gerne der Eindruck erweckt, dass es speziell in diesem Bereich an den notwendigen Geldern nicht fehlen soll. Zu einer angemessenen Infrastruktur gehört dabei ohne Zweifel auch ein Netz an Bibliotheken, die als Sammelstätten von Büchern und Dokumenten von elementarer Bedeutung sind – zum Nutzen übrigens auch von Schülern, Studenten und Wissenschaftlern.

 

Und die Realität? Allein der Blick in das alte Gebäude der Württembergischen Landesbibliothek macht die Problematik deutlich. Für 1000 bis 1500 Besucher, die täglich an der Konrad-Adenauer-Straße wissensdurstig vorbeischauen, stehen gerade einmal 240 Arbeitsplätze zur Verfügung. Ein Freihandmagazin, in dem sich jeder sein gewünschtes Buch selbst aus dem Regal holt, wie es in modernen Bibliotheken die Regel ist, gibt es schlicht und ergreifend nicht. Stattdessen muss jedes Buch, jedes Medium mühsam bestellt werden – was dauern kann. Denn sollte der gewünschte Wälzer nicht in der Stadtmitte lagern, sondern in einer der beiden Außenstellen, muss der Besucher einen Tag auf die Lektüre warten. Modern sieht anders aus.

Hinzu kommt noch ein weiteres, sehr dringliches, Problem: die Landesbibliothek platzt aus allen Nähten. Ende 2014 reichen die Magazine und Lager nicht mehr für die rund 80 000 Bücher und Medien, die jährlich dazukommen. Bisher hat sich die Bildungseinrichtung mit Außenstellen über Wasser gehalten. Doch die kosten Miete, der Fahrdienst kostet Geld, Personal und Zeit. Das alles könnte eingespart werden, wenn der Erweiterungsbau steht.

Die Pläne dafür, mit denen vor zehn Jahren begonnen wurde, sind weit gediehen. Unbestritten ist auf der einen Seite, dass die Landesbibliothek den Erweiterungsbau und die anschließende Sanierung der bestehenden Gebäude so schnell wie möglich braucht. Auf der anderen Seite steht das Land ohne Zweifel unter einem enormen Spardruck. Das ist ein Dilemma. Und so wird sich am konkreten Beispiel der Landesbibliothek einmal mehr weisen, was Sonntagsreden wert sind.