Der lange geplante Anbau der Landesbibliothek verträgt keinen weiteren Aufschub, kommentiert Claudia Leihenseder.

Stuttgart - Dass die grün-roten Koalitionäre bisweilen unterschiedlicher Meinung sind, ist hinlänglich bekannt. Und nun gibt es ein weiteres Feld, auf dem es knirscht zwischen den Politpartnern. Dies macht das unmissverständliche Schreiben aus dem Hause von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) an die Adresse des unter SPD-Regie geführten Finanzministeriums mehr als deutlich.

 

Schon vor einigen Wochen hat sich das grüne Wissenschaftsministerium, das für die Landesbibliothek zuständig ist, überrascht darüber gezeigt, dass der schon lang geplante Erweiterungsbau der Württembergischen Landesbibliothek keinen Eingang in den aktuellen Haushaltsplanentwurf gefunden hat. Dies zumal es – wenn man den Zahlen von Direktor Hannsjörg Kowark Glauben schenkt – mittelfristig billiger wäre, jetzt zu bauen, als das Vorhaben um weitere zwei Jahre zu verschieben.

Wer hat das Projekt auf die lange Bank geschoben?

Die große Frage ist: Wer hat das Projekt der Landesbibliothek auf die lange Bank geschoben? Und welche Projekte haben Gnade gefunden vor den Haushältern? Das Finanzministerium will dieses Geheimnis erst am 30. November lüften. Sicher ist nur eines: nämlich, dass unter den 73 Baumaßnahmen im Bauprogramm auch das Landtagsgebäude enthalten ist. Dort stehen eine Grundsanierung, ein Ausbau mit natürlicher Belichtung für den Plenarsaal und ein Neubau eines Medien- und Besucherzentrums an. Baubeginn soll 2013 sein.

Lassen sich die beiden Projekte gegeneinander ausspielen? Was ist wichtiger? Solche Fragen sind schwer zu beantworten.

Die Landesbibliothek hat jedoch fast 34 000 aktive Nutzer, sie ist eine der herausragenden und elementaren Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen des Landes mit weit überregionaler Ausstrahlung. Da ist es kein guter Ausweis, wenn die Buchausgabe mit tagelanger Verzögerung erfolgt, wenn die 40 Jahre alte Fördermaschine immer wieder ausfällt, wenn die Magazine aus allen Nähten platzen und nicht einmal Gruppenarbeitsplätze vorhanden sind. Den unumgänglichen Anbau immer weiter zu verzögern wirft jedenfalls kein gutes Licht auf die Landesregierung. Die Grünen haben das offenbar erkannt.