Nach der Menschenkette bleiben lange Gesichter. Dazu hat das parteipolitische Gezänk von Seiten der CDU beigetragen, kommentiert Tanja Kurz. Doch gleichzeitig müssen die Organisatoren anerkennen, dass sie nicht genug Menschen auf die Straße bringen können.

Heilbronn - Am Ende der Aktion bleiben lange Gesichter. Da mag sich das versprengte Häuflein der Teilnehmer, rund 200 werden es gewesen sein, bei der Abschlusskundgebung auf der Heilbronner Theresienwiese unweit der Gedenkstätte an die erschossene Polizistin Michèle Kieswetter noch so motivieren, wenigstens ihren Abschnitt der „Menschenkette gegen rechts“ geschlossen zu haben. Warum aber ist die im Grundsatz lobenswerte Aktion gescheitert?

 

Zunächst hat das parteipolitische Gezänk von Seiten der CDU dazu beigetragen. Man sehe im Kreis keinen Schwerpunkt rechter Umtriebe, hatte Eberhard Gienger, der CDU-Abgeordnete aus dem Wahlkreis Neckar-Zaber, im Januar dazu mitgeteilt. Und in einer späteren Mitteilung gemeinsam mit dem CDU-Landesvorsitzenden Thomas Strobl der SPD, den Grünen und Linken reine Wahlkampftaktik unterstellt.

Die CDU erweist sich einen Bärendienst

Man sei auch nicht einverstanden mit der Vorgabe, dass auf der Veranstaltung keine Politiker sprechen dürften. Freilich hatten die Veranstalter mit ihrer Wortwahl keine glückliche Hand. Mit „rechts“ fühlen sich offenbar die Konservativen gemeint – oder wollten sich gemeint fühlen. Diese Ausrede hätte man den Christdemokraten nicht lassen sollen.

Mit ihrem Boykott hat die CDU nicht nur dem Anliegen der „Menschenkette gegen rechts“, sondern auch sich selbst einen Bärendienst erwiesen. Nur wenn eine solche Aktion von allen gesellschaftlichen Gruppen getragen wird, kann sie gelingen, überzeugen, wirken. SPD, Grünen wie Gewerkschaften, um hier nur die größten Gruppen anzusprechen, gelingt es in Baden-Württemberg offenbar nicht, genügend Menschen zu motivieren und zu mobilisieren. Und das ohne einen konkreten Anlass, einen Jahrestag etwa. Für die 3500 oder 5000 Engagierten, die ihren Samstagmittag in den Dienst der guten Sache gestellt haben, hinterlässt das Scheitern einen bitteren Nachgeschmack.