Die Landeshauptstadt hat sich lange allein um die minderjährigen Flüchtlinge gekümmert. So wie es aussieht, kommt das Land der Stadt weit entgegen – das ist überfällig, meint StZ-Redakteurin Nicole Höfle.

Stuttgart - Die Stadt Stuttgart hat eine Weile gebraucht, bis sie beim Land Gehör gefunden hat, aber am Ende zahlt sich hartnäckige Lobbyarbeit eben doch aus. Die Landeshauptstadt hat sich in den vergangenen Jahren zur ersten Adresse für minderjährige Flüchtlinge entwickelt, die sich ohne Angehörige, aber mit Schleusern, Tausende von Kilometern weit nach Baden-Württemberg durchschlagen.

 

Die Stadt ist aber auch zur Anlaufstelle für diejenigen geworden, die nur vorgeben, unter 18 Jahre alt zu sein, tatsächlich aber älter sind. Papiere, die das Alter beweisen, haben die meisten nicht bei sich. Die Sonderrolle Stuttgarts belegt die Statistik: Von 153 minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen, die 2011 im Land ankamen, leben 110 in Stuttgart. Das Problem ist hier drängender als anderswo, kein Wunder also, dass von der Stadt der Druck ausging.

Hilfe ist nötig

Stuttgart kann sich über das Ergebnis nicht beklagen, so wie es aussieht, kommt das Land der Stadt weit entgegen. Wie gefordert werden die Flüchtlinge – ob minderjährig oder nicht mehr – künftig auf die Quote der Asylbewerber angerechnet. Damit werden Stuttgart entsprechend weniger Asylbewerber zugewiesen als bisher.

Das ist nur gerecht. Auch wird darüber nachgedacht, einen Teil der minderjährigen Flüchtlinge auch in andere Landkreise zu vermitteln, um die Last auf mehr Schultern zu verteilen. In einem solchen Fall aber muss zwingend geprüft werden, ob der entsprechende Kreis auf die jungen Zuwanderer überhaupt vorbereitet ist. Stuttgart hat jahrelange Erfahrung im Umgang mit minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen, andere haben es nicht.

Denn bei allem Tauziehen um Quoten, finanzielle Zuwendungen und Umverteilungen, darf eines nicht vergessen werden: Die jungen Flüchtlinge sind auf Hilfe angewiesen und die sollte so professionell sein wie möglich. Nur so können sie es schaffen, nach einer langen Odyssee und ohne Eltern in ihrer neuen Heimat anzukommen.