Es klingt nach Utopie. Aber der neue Masterplan der Stuttgarter Stadtplaner zeigt, was alles möglich wäre. Ein Kommentar.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Machen wir uns nichts vor: Der Neckar wird in Stuttgart immer ein eingezwängter und teils übel malträtierter Fluss bleiben – eine flächenhafte Belebung oder gar Renaturierung ist mehr als nur eine Utopie. Es wäre eine naive Träumerei.

 

Aber dennoch zeigt der neue Masterplan der Stuttgarter Stadtplaner, was alles möglich wäre – da kann man durchaus ins Schwärmen kommen angesichts der vielen guten Ideen: Am Sonntag an der Wasenpromenade entlangspazieren, die Füße im Neckarwasser baumeln lassen und zum Schluss einen Kaffee trinken im Bistro am Fluss – das ist greifbar nahe und könnte in wenigen Jahren Wirklichkeit sein.

Dieser Landschaftsplan mit seinen 17 Projekten gibt immens viele Impulse für die Ökologie, für die Naherholung und auch für den Städtebau in Stuttgart. Ihn auch nur teilweise zu realisieren, würde die Lebensqualität erheblich steigern. Und die Chancen stehen endlich gut. Denn ganz allgemein hat sich das Bewusstsein verändert – die Menschen suchen wieder die Nähe zur Natur. Und bei der ersten Vorstellung der Pläne im Herbst waren alle Gemeinderäte regelrecht begeistert. Nur so lässt sich verstehen, dass trotz turbulenter Etatberatungen Planungsgelder für das Wasenufer und die Wagrainäcker bewilligt wurden.

Doch in zwei Jahren muss es zum Schwur kommen. Dann muss der Gemeinderat auch bereit sein, die Realisierung zu bezahlen. Alles andere wäre eine gewaltige Enttäuschung. Denn nicht nur sind die Pläne bis dahin zur Baureife fortgeschritten – andere Städte machen Stuttgart seit Jahren vor, wie es geht. Remseck ist dabei, für mehrere Millionen Euro an der Remsmündung ein 1,5 Kilometer langes Naherholungsgebiet zu schaffen. Und Ludwigsburg verwandelt gerade die 17 Hektar großen Zugwiesen in eine einzigartige Auenlandschaft. Kostenpunkt: acht Millionen Euro, vorwiegend bezahlt aus Fördergeldern.

Und da sollte es Stuttgart nicht schaffen, sieben Millionen Euro für das Wasenufer und die Auwiesen zu stemmen?