Es bleibt ein Beigeschmack nach der Neustrukturierung der Bürgermeisterressorts. Dass die Fraktionsgemeinschaft SÖS-Linke-Plus mit acht Vertretern leer ausgeht, ist nach außen schwer zu vermitteln, sagt Redakteur Thomas Braun.

Stuttgart - Noch ist das Revirement nicht in trockenen Tüchern. Doch es spricht alles dafür, dass der Vorschlag von OB Fritz Kuhn für eine Neustrukturierung der Ressorts und Neubesetzung der Bürgermeisterposten eine breite Mehrheit im Gemeinderat finden wird – und obendrein die Verwaltung fit für die Zukunft macht.

 

Da wäre zunächst der neue Sozialbürgermeister Werner Wölfle zu nennen. Der ehemalige Sozialarbeiter und Streetworker, lange Jahre politisches Zugpferd der Stuttgarter Grünen, kennt sein neues Aufgabengebiet von der Pike auf und bekommt mit dem Thema Integration zudem eine Schlüsselaufgabe für die nächsten Jahre übertragen. Sechs Jahre nach seiner wohl schwersten politischen Niederlage (2010 hatte eine Mehrheit des Rates der FDP-Frau Isabel Fezer den Vorzug gegeben) ist Wölfle nun doch noch dort angekommen, wo er nach Meinung vieler auch hingehört, auch wenn er mit bald 63 Jahren nur noch maximal fünf Jahre amtieren könnte – eine Wiederwahl vorausgesetzt. Isabel Fezer wiederum tritt als neue Bildungsbürgermeisterin in große Fußstapfen. Die Liberale hat ihren bisherigen Job als Sozialbürgermeisterin mit Hilfe qualifizierter Amtsleiter eher unauffällig und geräuschlos erledigt. Nun, da sie Kitas und Schulen unter einem Dach zu verantworten hat, kann sie zeigen, ob sie auch über ähnliche Steherqualitäten verfügt wie ihre Vorgängerin.

Für SÖS-Linke-Plus gibt es nur einen schwachen Trost

Last but not least wartet auf den Kämmerer Michael Föll, der künftig auch für die Krankenhäuser zuständig sein wird und dafür die Bäderaufsicht an Technikbürgermeister Dirk Thürnau abtritt, die schwierige Aufgabe, das Klinikum aus den Schlagzeilen heraus in ruhigeres Fahrwasser zu führen und das satte Defizit des Eigenbetriebs zu reduzieren. Doch mit der Ausgaben- und Aufgabenkontrolle hat Föll Erfahrung – und das notwendige geschulte Personal. Dass der neue Verwaltungsbürgermeister, den die CDU für sich reklamieren darf, als Bonbon die Zuständigkeit für die Kultur und obendrein das Rechtsreferat bekommt und Martin Schairer nun dafür über den Sport seine ordnende Hand halten darf, verkommt da fast zur Randnotiz.

Und dennoch: es bleibt ein Beigeschmack. Dass FDP und Freie Wähler (zusammen sieben Sitze im Rat) mit der von ihnen unterstützten Isabel Fezer ein Zukunftsressort besetzen, die Fraktionsgemeinschaft SÖS-Linke-Plus mit acht Vertretern aber leer ausgeht, ist nach außen schwer zu vermitteln. Die einst viel beschworene ökosoziale Mehrheit im Rat ist nur noch eine rein rechnerische Größe. Ein – wenn auch schwacher – Trost für SÖS-Chef Hannes Rockenbauch und die Seinen: die Struktur des neuen Sozialdezernats entspricht ihren Vorstellungen.