Die Wahl von Alexander Van der Bellen als Bundespräsidenten gilt als klares Bekenntnis zur EU und sie zeigt, dass es möglich ist, rechtspopulistische Tendenzen aufzuhalten, meint unsere Kommentatorin Adelheid Wölfl.

Wien - „Wählen nicht wundern“, stand auf den Plakaten, die für Alexander Van der Bellen als Bundespräsidenten warben. Norbert Hofer hatte im Wahlkampf angekündigt, man werde sich „schon noch wundern, was alles möglich ist“, wenn er Präsident werde. Offenbar wollten die Österreicher dieses Experiment lieber nicht eingehen.

 

Die Erleichterung in Wien ist riesengroß. Am Ende hat dem den Grünen nahe stehenden Kandidaten wohl geholfen, dass der FPÖ-Mann Hofer zuletzt aggressiv und unstaatsmännisch agierte. Am Wochenende machte noch ein Tweet die Runde: „Für leiwand gegen oasch. Amal geht no.“ Was so viel heißt wie: „Für das Großartige gegen das Schlechte. Einmal geht es noch“. Der Aufruf sollte zur neuerlichen Stichwahl ermuntern und an gesellschaftliche Werte erinnern.

Aber nicht nur Teile von Österreich atmen auf, auch innerhalb der Europäischen Union (EU) ist die Erleichterung groß, dass der Rechte Norbert Hofer nicht in die Hofburg einzieht. Obwohl die Alpenrepublik mit ihren nur achteinhalb Millionen Einwohnern in der EU keine Hauptrolle spielt, ist die Stimmung in dem Staat, der politisch und kulturell zwischen West- und Osteuropa angesiedelt ist, ein Gradmesser für andere Gesellschaften. Die Wahl Van der Bellens gilt als klares Bekenntnis zur EU und sie zeigt, dass es möglich ist, rechtspopulistische Tendenzen aufzuhalten.

Der Sieg ist überdies ein Signal dafür, dass Österreich weltoffen und tolerant bleiben will. Und er ist ein Hinweis darauf, dass es für die Rechte wohl schwerer als erwartet wird, an die Macht zu kommen. Und dies, obwohl Hofer das bis heute beste Ergebnis eines FPÖ-Kandidaten bei der Bundespräsidentenwahl erzielte.

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