Die Stammstrecke der S-Bahn braucht dringend eine neue Signaltechnik. Die rund 80 Millionen Euro für ETCS wären gut angelegt, wenn dadurch täglich rund 400 000 S-Bahn-Fahrgäste rascher zur Arbeit und wieder nach Hause kämen, sagt unser Redakteur Wolfgang Schulz-Braunschmidt.

Stuttgart - In der Landeshauptstadt und der Region häufen sich in Sachen Bahn die dramatischen Nachrichten: Die Kosten des Projekts Stuttgart 21 drohen auf zehn Milliarden Euro zu steigen, beim Güterverkehr auf der Schiene plant der klamme Bahnkonzern einen massiven Rückbau und im S-Bahn-Netz gehören Störfälle und Verspätungen seit Jahren leider zum Alltag. Zu den Leidtragenden gehören die S-Bahn-Fahrgäste, die fast täglich mit unliebsamen Überraschungen – ausgefallenen Signalen oder Stellwerken – rechnen und die Verspätungen ertragen müssen. Die Verantwortlichen veranstalten seit Jahren S-Bahn-Gipfel, ohne dass sich an der Misere etwas grundlegend geändert hätte.

 

Dabei dürfte die in der Region boomende Wirtschaft mit ihrem Bedarf an weiteren Mitarbeitern und der daraus resultierende Bevölkerungszuwachs die Transportprobleme des Nahverkehrs noch verschärfen. Deshalb ist es in der Tat höchste Eisenbahn, das für diesen wirtschaftlichen Ballungsraum wichtigste Nahverkehrssystem mit einem leistungsfähigen Steuerungssystem fit für die Gegenwart und die Zukunft zu machen. Doch statt das zu tun, wird bei der Bahn immer noch der ETCS-Einsatz simuliert, obwohl das Ergebnis bereits Ende 2015 vorliegen sollte. Danach sollte es in diesem Sommer, nun soll es im Herbst – vielleicht diesem – soweit sein.

Die Simulation bringt hoffentlich wichtige Erkenntnisse für schnellere S-Bahn-Verbindungen. Um diese umzusetzen, müssen aber Taten folgen, muss Geld in die Hand genommen werden. Doch Bahn und den Verband Region Stuttgart lähmt offenbar das Mikado-Prinzip – wer sich zuerst bewegt, muss zahlen. Dabei wären rund 80 Millionen Euro für ETCS gut angelegt, wenn dadurch täglich rund 400 000 S-Bahn-Fahrgäste rascher zur Arbeit und wieder nach Hause kämen.