Die Region setzt auf den Ausbau des S-Bahn-Systems. Das ist richtig. Offen ist aber, ob es dafür genug Geld gibt.

Stuttgart - Es bedarf keines Streiktags der SSB und der ebenfalls städtischen Esslinger Verkehrsbetriebe, um die Bedeutung des S-Bahn-Systems in der Region Stuttgart deutlich zu machen. Doch in Situationen wie am Mittwoch wird für jeden sichtbar: die S-Bahnen sind das Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs in unserem Ballungsraum. Ohne sie wären vor allem die Autobahnen und Bundesstraßen, auf denen viele Pendler in die Landeshauptstadt rollen, noch öfter durch lange Staus blockiert, als es heute der Fall ist - und das ist schon oft genug. Wer auch nur ansatzweise den Autoverkehr in und um Stuttgart flüssig halten will, kommt an den roten Bahnen nicht vorbei. Nur eine attraktive S-Bahn garantiert eine zukunftsfähige Mobilität - auf den Schienen und auf den Straßen.

 

Es ist deshalb vernünftig, dass der Verband Region Stuttgart sich mit den aktuellen Projekten für den S-Bahn-Ausbau - also der Tangentialverbindung S 60 von Sindelfingen nach Renningen und dem Ringschluss S 40 zwischen Marbach und Backnang - nicht zufriedengibt. Am Mittwoch haben die Regionalräte weitere Untersuchungen in Auftrag geben - für eine Verlängerung der S 5 über Bietigheim-Bissingen hinaus bis nach Kirchheim am Neckar und für einen Ringschluss der S-Bahn von den Fildern ins Neckartal nach Wendlingen. Bereits geprüft wird, ob Vaihingen/Enz und Calw ans Netz angeschlossen werden.

All das kostet Geld, viel Geld. Und so steigen nicht nur die Fahrgastzahlen, sondern auch die Kosten für die S-Bahn - für den Betrieb, wie jetzt durch den am Mittwoch beschlossenen Kauf neuer Fahrzeuge, und für neue Linien. Schon heute finanziert die Region den S-Bahn-Ausbau vor, weil Bund und Land mit den Zuschüssen knausern und die zugesagte Förderung verspätet auszahlen.

Der Schuldenstand des Verbands Region Stuttgart ist vor allem aus diesem Grund Besorgnis erregend hoch - und ein riskanter Wechsel auf die Zukunft. Die notwendigen Ideen für mehr Nahverkehr müssen deshalb den finanziellen Stresstest bestehen, wenn sie realisiert werden sollen. Eine grün-rote Landesregierung, die beim Neubau von Straßen ein rotes Stopp-Schild aufstellt, muss dann zumindest das Signal für den Nahverkehr auf Grün stellen.