Die S-Bahn als Rückgrat des Nahverkehrs in der Region Stuttgart braucht rasch neue Züge und stabile Verhältnisse, meint StZ-Redakteur Wolfgang Schulz-Braunschmidt.

Stuttgart - Beim Reizthema S-Bahn ist das frühere Markenzeichen „Pünktlichkeit“ inzwischen auf der Strecke geblieben. Täglich ärgern sich in der Region Tausende von Pendlern, dass sie – wie berichtet – wegen nicht eingehaltener Fahrpläne wichtige Anschlüsse verpassen und deshalb zu spät zur Arbeit kommen. Und der Ärger der Kundschaft ist umso größer, weil die Probleme der Bahn – Stichwort Dreifachentgleisung auf dem Hauptbahnhof – offenbar vor allem der Unfähigkeit des alles andere als kundenfreundlich auftretenden Schienenkonzerns entspringen.

 

Bei den „verspäteten“ neuen S-Bahn-Zügen ist die Bahn selbst von dem andauernden Zulassungszwist zwischen dem Hersteller und dem Eisenbahn-Bundesamt (Eba) betroffen. Wie und vor allem wann dieser beendet ist, steht gegenwärtig in den Sternen. Es bleibt zu hoffen, dass alle Sicherheitsfragen bezüglich Bremsen oder Zugsteuerungssoftware rechtzeitig gelöst werden können. Eine Gewissheit, geschweige eine Garantie, gibt es dafür nicht.

In ähnlichen Fällen standen fertige Züge fast aller Hersteller bis zu zwei Jahre auf dem Abstellgleis, bis das wahrlich nicht mit zu viel Personal ausgestattete Eba endlich die Lizenz zum Fahren erteilte. Das liegt nicht nur daran, dass die Prüfer – zu Recht – sehr genau sind. Hinzu kommt, dass sich Technik heute viel rascher wandelt. So kann schon eine veränderte Software neue Fragen bei der Zulassung aufwerfen.

An allen Schaltstellen der Region muss das Thema S-Bahn zur Chefsache werden. Beim wichtigsten Nahverkehrsmittel im Ballungsraum ist im Berufsverkehr wieder ein stabiler 15-Minuten-Takt – mit oder ohne neue Züge – zu gewährleisten. Strafzahlungen der Bahn bei Vertragsverstößen mögen zwar die Kasse des Regionalverbands auffüllen, doch dieses Geld bringt keinen einzigen Pendler pünktlich zu seinem Arbeitsplatz.