Der Stuttgarter Fernsehturm muss aus Brandschutzgründen geschlossen werden. Warum wurde die Sicherheit des Stuttgarter Wahrzeichens nicht längst geprüft? Nun bleibt der Fernsehturm wohl über Jahre zu, fürchtet StZ-Redakteur Thomas Faltin.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Viele haben die Meldung, der Fernsehturm werde auf unbestimmte Zeit geschlossen, für einen verfrühten Aprilscherz gehalten – selbst dem Fahrstuhlführer im Turm und der Pressestelle des SWR ging es so. Doch es ist die bittere Wahrheit: Das Wahrzeichen Stuttgarts bleibt zu. Und die Schließung wird, wenn man zwischen den Zeilen liest, vielleicht über Jahre hinweg oder gar auf immer bleiben. Denn einfache Lösungen gebe es nicht, hat OB Fritz Kuhn verkündet.

 

Vermutlich ist die komplette Abschottung des Treppenhauses notwendig, um so einen eigenen zweiten Fluchtweg zu schaffen. Doch das bedeutet in einem 200 Meter hohen Gebäude einen riesigen Aufwand und eine millionenschwere Investition. Es ist völlig offen, ob der SWR als Eigentümer diese Last schultern kann und will. Vielleicht braucht es bald eine große Spendenaktion, um das Aus zu verhindern.

Kuhns Entscheidung kann man im Grundsatz nachvollziehen, denn wer will schon die Verantwortung dafür tragen, dass der Turm im Katastrophenfall zur Todesfalle für mehrere hundert Menschen wird? Auch die Tatsache, dass andere Städte ihre Türme schon länger stillgelegt haben, gibt dem OB Recht. Der Brandschutz hat heute schlicht ein anderes Gewicht als noch vor wenigen Jahrzehnten. Auch am Fernsehturm ist deshalb viel getan worden.

Aber die Stadt muss sich die Frage gefallen lassen, warum der Fernsehturm erst jetzt und fast zufällig, weil besonders eifrige Mitarbeiter des Baurechtsamtes am Werk waren, so gründlich auf seine Sicherheit hin untersucht worden ist. Dabei war schon vor 15 Jahren öffentlich angemahnt worden, dass der zweite Fluchtweg fehlt; die Richtlinien, auf die sich jetzt die Sperrung gründet, galten also damals schon.

Doch damals hat man wohl gehofft, es werde schon irgendwie gut gehen. Devise: Augen zu und durch. Und wenn es so war, gilt dann diese Devise noch heute für andere Gebäude in der Stadt? Bürgermeister Matthias Hahn hat zumindest für Bahnhofsturm und Tagblattturm Entwarnung gegeben: Sie seien anders gebaut, sagte er. Aber vielleicht muss man jetzt auch anderswo genauer hinschauen.