Das alte Olgahospital im Stuttgarter Westen ist noch nicht abgerissen, das wird das neue Quartier auf dem Areal schon mit Erwartungen überladen. Ein Kommentar von Sven Hahn.

Stuttgart - Die Landeshauptstadt betritt Neuland. Das Quartier auf dem Gelände des ehemaligen Kinderkrankenhauses Olgäle soll alles in sich vereinen, was derzeit in Sachen Städtebau als modern und richtungsweisend gilt. In der aktuellen Planung steckt viel Gutes. Schon wenn sich die Grundzüge des Vorhabens so erfüllen lassen, wie es die Planung derzeit vorsieht, tut sich die Stadt einen Gefallen – auch mit Blick auf kommende Projekte.

 

Es wird darin vor allem auf einen grundlegenden Konflikt reagiert; Stuttgart hat wenig Platz, aber eine hohe Nachfrage nach Wohnungen. Im ohnehin dicht besiedelten Westen wird nachverdichtet und neuer Wohnraum geschaffen. Zudem sind bei der Planung des Areals die Bürger gehört worden. Der Wille der künftigen Bewohner ist ein Teil dessen, worüber der Rat am Donnerstag entscheidet. In Sachen Energie sollen neue Wege beschritten werden. Auch hinsichtlich urbaner Mobilität müssen die Investoren Ideen liefern, die die staugeplagte Stadt nicht noch stärker belasten. Und: In Zeiten steigender Immobilienpreise und Mieten werden auf einem lukrativen Grundstück 50 Prozent der Wohnungen subventioniert und dadurch unter Marktwert an Familien und Menschen mit geringeren Einkommen vergeben. Noch bevor die erste Mauer des alten Kinderhospitals gefallen ist, stecken in dem Quartier eine Menge Arbeit und Ideen.

Das Areal bietet mit Blick auf den Neckarpark oder das Rosensteinquartier wichtige Chancen. Allerdings sollte man das Projekt auch nicht mit zu vielen Erwartungen überladen. Denn ob das Olgäle-Areal wirklich alle Hoffnungen, die schon jetzt in das Projekt gesetzt werden, erfüllen kann, ist nicht sicher – und auch nicht entscheidend. Denn in Bezug auf die künftige Lebensqualität in der Landeshauptstadt ist bereits ein wichtiges Signal gesetzt worden. Allein schon wenn es gelingt, die Hälfte aller Wohnungen auf dem Gelände durch öffentliche Förderung unter dem Marktpreis anzubieten, ist mit Blick auf die nächsten Jahre viel erreicht. Eine Förderquote von 50 Prozent analog zum Innenentwicklungsmodell SIM wäre auch mit Bezug auf Grundstücke wie die Rote Wand am Killesberg richtungsweisend.