Die Haftanstalten im Land haben lange keinen Grund zur Sorge gegeben. Das ändert sich. Jüngste Vorkommnisse in Gefängnissen sind dafür ein Beleg, kommentiert unser Autor Thomas Breining.

Stuttgart - Wir nehmen die Gefangenen ernst, sind ehrlich und behandeln sie menschlich und gerecht; sie können sich auf uns verlassen.“ Das ist einer der 20 Leitsätze des baden-württembergischen Justizvollzugs. Hat das Bild, das da vermittelt wird, mit der Realität der Gefängnisse des Landes im Jahr 2014 noch etwas zu tun? Der Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) macht sich Sorgen. Und er hat Grund dazu: Das Leben in den Haftanstalten wird härter. Vor allem auch für die Vollzugsbediensteten. Das zeigt sich an den gewalttätigen Auseinandersetzungen im Jugendgefängnis in Adelsheim in der vergangenen Woche. Die Beamten machen einen harten Job. Tun sie das erfolgreich, profitiert die Gesellschaft. Aber sie tut das stillschweigend. Machen die Bediensteten Fehler, kommen sie in die Schlagzeilen.

 

Das Prinzip des Strafvollzugs sei in Ordnung, sagt der Justizminister: Die Gefangenen sollen nicht nur verwahrt, sondern ihnen sollen auch Bildungsangebote gemacht werden, um ihre Chancen auf ein geordnetes Leben zu verbessern. Da hat er recht. Doch alleine kann der Strafvollzug gesellschaftliche Unwuchten nicht austarieren. Die Mehrheitsgesellschaft darf sich nicht wegducken. Sie hat freilich eine Tendenz dazu. Aber auch das – noch so ein Leitsatz – muss gelten: Man erwarte den „Respekt der Gefangenen vor uns und unserer Arbeit“.