An Thomas Strobl kommt in der Südwest-CDU zurzeit niemand vorbei – doch er hat auch Gegner. Das zeigt das jüngste Ergebnis zur Wahl des Landeschefs auf dem Parteitag der Südwest-CDU, kommentiert Arnold Rieger.

Reutlingen - Baden-Württembergs CDU steht überwiegend geschlossen hinter ihrem Vormann Thomas Strobl. 82 Prozent – damit kann der alte und neue Landesparteichef leben. Ein schlechteres Ergebnis wäre so kurz vor der Bundestagswahl auch blamabel gewesen, denn in solchen Zeiten schließt man die Reihen. Vorbehaltlose Zustimmung spiegelt dieser Wert allerdings nicht. Die Partei rechnet ihm zwar hoch an, dass er sie nach der krachenden Niederlage bei der Landtagswahl wieder stabilisiert hat. Doch er hat ihr auch einiges zugemutet. Das konservativ-ländliche Milieu war zum Beispiel irritiert von seinem Programm zur Frauenförderung. Und die Landtagsfraktion sieht in ihm den Parvenü, der sie von oben herab behandelt.

 

Vor einem Jahr wäre die Wahl wohl anders ausgegangen

Hätte die Wahl vor einem Jahr stattgefunden, wäre sie jedenfalls anders ausgegangen. Auch deshalb, weil Strobl hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass er die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel unterstützt – bei allen Korrekturwünschen, die er beim CDU-Bundesparteitag im vergangenen Dezember durchgesetzt hat. Noch im vergangenen Winter war die Unzufriedenheit der Partei mit der Flüchtlingspolitik mit Händen zu greifen – und das wäre massiv auf Strobl zurückgefallen. Doch mit den Umfragewerten ist auch die Zustimmung zum Landesvorsitzenden gewachsen.

Zu Gute hält man ihm vor allem seine Rolle in der grün-schwarzen Koalition. Strobl hat bewiesen, dass er sich von den Grünen nicht die Wurst vom Brot ziehen lässt, dass die Schwarzen im Land eben nicht „vergrünern“. Die Angst vor Winfried Kretschmann ist der Zuversicht gewichen, dass 2021, wenn auch im Land die Karten neu gemischt werden, die CDU wieder alle Chancen auf eine Regierungsübernahme hat. An Strobl kommt in der Südwest-CDU derzeit also niemand vorbei. Doch unbegrenzten Kredit hat er bei ihr nicht.