Wladimir Putin lässt seine Truppen zum Manöver nahe der Ukraine ausrücken. Wenn Russland auch noch die Grenze überschritte, wäre das ein fatales Signal, kommentiert Christian Gottschalk.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Die Genfer Erklärung zur Ukrainekrise, abgeschlossen vor rund einer Woche, ist recht kurz gehalten und bietet viel Raum für Interpretationen. Man kann sie so lesen, dass die Übergangsregierung in Kiew gegen die Vereinbarung verstoßen hat, in dem sie nun gewaltsam gegen die Besatzer im Osten des Landes vorgegangen ist. Man kann aber auch Verständnis dafür haben, dass eine Regierung versucht, die Kontrolle über das eigene Staatsgebiet nicht in den Händen gut bewaffneter Milizen zweifelhafter Herkunft zu belassen. Russlands Präsident würde wohl ähnlich reagieren wie Kiew, wenn kasachische, mongolische oder chinesische Separatisten in den russischen Weiten Teile seines Reiches besetzten.

 

In den vergangenen Tagen hat sich Russland verbal immer stärker als Schutzmacht der russischstämmigen Menschen geriert und dabei auf bestehende Landesgrenzen kaum Rücksicht genommen. Es wird nun darauf ankommen, wie Putin seine Rolle als Beschützer in der Praxis interpretiert. Er könnte die Schranken weit öffnen und jeden sich bedroht Fühlenden auf sicherem russischem Boden willkommen heißen. Er könnte auch die Grenze zur Ukraine, an der die russischen Soldaten gerade üben, überschreiten. Das wäre fatal, weil darauf wieder geantwortet werden würde. Die Gefahr eines Krieges in Europa war lange nicht mehr so hoch wie jetzt.