Busse und Bahnen können dem Auto aus eigener Kraft nicht den Rang ablaufen. Das stellt die Politik vor neue Herausforderungen. Ein Kommentar von StZ-Redakteur Thomas Durchdenwald.

Stuttgart - Seit Jahren wird er auf allen politischen Ebenen propagiert, lauter noch seit es eine grün geführte Landesregierung und einen grünen Oberbürgermeister in der Landeshauptstadt gibt: der Vorrang von Bahnen und Bussen vor dem Auto, der Wille zur Umkehr in der Verkehrspolitik, der Appell zum Umsteigen in die Massenverkehrsmittel. Dazu kommt ein mittlerweile trotz aller punktuellen Probleme gut ausgebautes S-Bahn- und Stadtbahnnetz – und dann das: Der Anteil des öffentlichen Verkehrs, also der Busse und Bahnen, wird sich bis ins Jahr 2025 kaum steigern, der Individualverkehr, also die Fahrt mit dem eigenen Auto, wird auf hohem Niveau sogar noch einmal zunehmen. Das jedenfalls sagt die Verkehrsprognose für das Jahr 2025 voraus, die am Montag der Verband Region Stuttgart vorgestellt hat.

 

Nun haben solche Prophezeiungen den prinzipiellen Mangel, dass sie vom heute Bekannten ausgehen und daraus den Blick in die Zukunft entwickeln, die ja wesentlich auch von unvorhergesehenen Dingen bestimmt wird. Dennoch ist es bemerkenswert, was die Region der Zukunft ins Regiebuch schreibt. Der öffentliche Verkehr leidet nämlich unter zweierlei: dass es aus demografischen Gründen immer weniger Schüler gibt, was den Nahverkehr – vor allem Busse – der verlässlichsten Kundschaft beraubt. Das wirft auch finanzielle Fragen auf. Zudem nutzen Ältere immer öfter das eigene Auto – für sie den ÖPNV attraktiv zu machen, muss eines der vorherrschenden Ziele sein. In der Stadt Stuttgart wird – anders als in den Kreisen – im übrigen mit einer Zunahme des ÖPNV-Anteils gerechnet. Doch auch dieses Plus bleibt weit entfernt von der Zielmarke des Oberbürgermeisters Fritz Kuhn.

Nicht überbewertet werden darf der prognostizierte Rückgang der Umweltbelastungen. Das sind errechnete Mittelwerte, die etwa auf die Lage am Neckartor nicht anwendbar sind. Dennoch wird die Prognose zu Debatten führen. Deutlich wird nämlich auch, dass der öffentliche Verkehr, dass Busse und Bahnen nach Jahren des Wachstums vor einer Zeitenwende stehen: natürliche Zuwächse sind passé, neue Schienenstrecken kaum finanzierbar, mehr Förderung ist aber nötiger denn je.