Die Stadt hält sich an getroffene Vereinbarungen und macht die Wohnungen frei, in denen Flüchtlinge unterkamen. Das ist richtig, für die Betroffenen aber verständlicherweise schwer, meint Viola Volland.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Man kann sich gut vorstellen, wie schwer es den Flüchtlingen fallen muss, die aus Wohnungen in Systembauten ziehen, ihr Zuhause der vergangenen Monate aufzugeben. Sie kamen oft nur mit etwas Kleidung in Tüten nach Stuttgart, haben sich auf dem Sperrmüll und in Sozialkaufhäusern Möbel besorgt – und nun geht es in den Systembau, wo sie zu dritt auf einem Zimmer leben müssen – und jeder fünf Quadratmeter für sich hat. Dass das als Rückschritt empfunden wird, ist klar – auch wenn sie wussten, dass die Unterbringung in der Wohnung nur vorübergehend sein würde. Dem Unmut sollte man deshalb mit Verständnis begegnen.

 

Flüchtlingen, die in Turnhallen gelebt haben und es deshalb in den vergangenen Monaten besonders schwer hatten, dürfte der Wechsel im Vergleich dazu leichter fallen. Schließlich stellen in ihrem Fall die Systembauten eine Verbesserung dar. In Euphorie dürften aber auch sie nicht verfallen. Auf Dauer wünscht man sich etwas anderes als Gemeinschaftstoiletten und -küchen. Doch alle Flüchtlinge, die aktuell innerhalb Stuttgarts umziehen, müssen sich wohl oder übel mit der Situation arrangieren. Es mangelt an Sozialwohnungen, da hat das Sozialamt keine andere Wahl: Es muss den Menschen zumuten, teils über Jahre in den Systembauten zu wohnen. Das wollte man ursprünglich eigentlich nicht.

Eine Verlängerung der Nutzung der rund 400 SWSG-Wohnungen als Flüchtlingsunterkünfte ist auch nicht in Frage gekommen. Die Stadtverwaltung tut gut daran, sich an geschlossene Vereinbarungen zu halten. Nicht nur die SWSG, auch die alten Mieter, wären sonst zurecht aufgebracht gewesen. Letztere mussten schließlich nicht wegen der Flüchtlinge, sondern wegen der Modernisierung ausziehen.