Der Streit zwischen VW und zwei Zulieferern ist beigelegt. Die Vernunft hat damit gesiegt. Weil über den Inhalt der Einigung Stillschweigen vereinbart wurde, bleibt zunächst unklar, wer den Machtkampf gewonnen hat. Klar ist jedoch, dass es ohne Einigung nur Verlierer gegeben hätte, meint Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Na also. Es geht doch! Nach einer gefährlichen Eskalation des Konflikts zwischen VW und seinen beiden Zulieferern ES Automobilguss und Car Trim haben sich beide Seiten nach harten Verhandlungen zusammengerauft und am Verhandlungstisch eine Einigung gefunden. Dies war der einzige vernünftige Weg, um eine Lösung zu finden. VW hatte zuvor die große juristische Keule geschwungen und vor dem Landgericht Braunschweig einstweilige Verfügungen erwirkt, mit denen die beiden sächsischen Unternehmen verpflichtet wurden, den Wolfsburger Autoriesen zu beliefern. Die zur Prevent-Gruppe gehörenden Zulieferer ignorierten dies jedoch. Es war indes kaum vorstellbar, dass VW die Zulieferer mit allen Mitteln zwingen kann, die benötigten Teile zu liefern. So kann die Automobilproduktion nicht funktionieren.

 

Die Auseinandersetzung zeigte, wie verletzlich Autoriesen heute sind, wo die Produktion der Autohersteller ohne große Lager als Puffer eng mit der Fertigung der Zulieferer verzahnt ist. Die Teile werden genau dann ans Band geliefert, wenn sie für die Endmontage benötigt werden. Dies spart Kosten, ist jedoch vor allem dann sehr gefährlich, wenn ein Hersteller bei bestimmten Teilen wie bei ES Automobilguss nur auf einen Lieferanten setzt, statt sich mehrere Bezugsquellen aufzubauen.

Wichtige Fragen bleiben offen

Beide Seiten haben nun vereinbart, Stillschweigen über den Inhalt der Einigung zu wahren. Damit bleibt unklar, wer letztendlich Sieger in diesem Machtkampf geblieben ist. Die Zulieferer hatten VW vorgeworfen, ein Entwicklungsprojekt kurzfristig ohne Grund gekippt zu haben, und forderten einen hohen Schadenersatz. VW äußerte sich nicht öffentlich. Wie zu hören war, wurde den Zulieferern jedoch unter anderem angelastet, dass es Qualitätsprobleme gegeben habe und Fristen bei diesem Projekt nicht eingehalten worden seien. Zudem hätten die Zulieferer ihre Schadenersatzforderungen nicht belegt. Wieviel hat VW nun gezahlt?

Wichtige Fragen bleiben zunächst offen. Wichtiger ist jedoch, dass nun eine Kettenreaktion vermieden werden kann. Der Lieferstopp hätte im weiteren Verlauf auch Zulieferer im Südwesten treffen können, die Teile für den VW Golf oder den Passat produzieren. Die Erleichterung dürfte auch hier groß sein. Wenn beide Seiten hart geblieben wären, hätten alle verloren.