Die Pendler im Stuttgarter Hauptbahnhof bekommen die Folgen von Stuttgart 21 verstärkt zu spüren – vor allem bei schlechtem Wetter. Denn der Weg von den Ferngleisen zur S-Bahn führt künftig durchs Freie. Bleibt abzuwarten, inwieweit sich die Reisenden an die Vorgaben halten, gibt StZ-Redakteur Jörg Nauke zu Bedenken. 

Stuttgart - Die Bahn lässt in drei Wochen den direkten Zugang von den Fernbahngleisen zur S-Bahn sperren, um den Trog für den S-21-Tiefbahnhof zu bauen. Das bedeutet für Zigtausend Fahrgäste nicht nur einen noch weiteren Weg zu den unterirdischen Nahverkehrsstationen, als er durch die Verlagerung des Querbahnsteigs eh schon entstanden ist; es mangelt künftig auch an Komfort, weil die Bahn ihre vielen voll- und teilzeitbeschäftigten Reisendenlenker so instruiert, dass sie den Fahrgästen den Weg ums Bahnhofsgebäude herum empfehlen werden. Dass diese Wind und Wetter ausgesetzt sein sollen, hat im Technikausschuss sogar die CDU zu kritisch-konstruktiver Begleitung animiert: Man möge den Fahrgästen doch ein Dach über dem Kopf spendieren, forderte Fraktionschef Kotz unter dem Beifall der Grünen. Dieses Provisorium habe schließlich „x Jahre Bestand“.

 

Man kann den Reisenden die Wege nicht vorschreiben

Die Bahn hat, auch wenn sie das nicht explizit erwähnte, mit diesem Bypass-Plan ihr 2012 präsentiertes Konzept aufgegeben; es sah vor, die Fahrgäste auf dem kürzesten Weg durch die Schalterhallen und den Mittelausgang in die Klett-Passage zu führen. An den Abgängen zur und auf der Ladenebene hätte der Zustrom in den Spitzenstunden aber die Aufenthaltsqualität erheblich verringert. Diese Gefahr ist freilich nicht gebannt, man kann den Fahrgästen ja schlecht vorschreiben, welchen legalen Weg sie wählen. Kritisch sind aber vor allem die von drei auf zwei reduzierten Abgänge zu den S-Bahnsteigen zu sehen. An diesen Flaschenhälsen sieht nämlich auch der Bauherr die Kapazitätsgrenze erreicht.