Windräder prägen die Landschaft. Doch wer die Energiewende wirklich will, muss auch mit ihnen leben. Ein Kommentar von Thomas Faltin.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Es ist schon erstaunlich, wie man plötzlich offene Türen vorfindet, wo gestern noch Betonwände standen: Die Windkraft war lange ein allenfalls gelittenes Spielfeld für Umweltschützer - jetzt, mit dem Klimanotstand und mit der Katastrophe von Fukushima, sind die Windräder zum zentralen Bestandteil der allerorten beschworenen Energiewende geworden. Gestern hat man den Investoren noch Steine in den Weg geworfen, bald rollt man ihnen den roten Teppich aus.

 

Insofern wird die nahe Zukunft spannend. In der Region Stuttgart muss es dem Regionalverband gelingen, neue attraktive Standorte für Windkraftanlagen zu finden, ohne den Natur-, den Landschafts- und den Menschenschutz aus den Augen zu verlieren. Klar, niemals wird man ein Windrad auf der Anhöhe vor der Burg Teck bauen - aber teils schmerzliche Kompromisse werden notwendig sein. So wird man künftig auch Windräder am oder im heiligen Wald errichten, und auch die Zahl der Anlagen an einem Ort könnte steigen.

Auch Bürger müssen umdenken

Genau diese Nachteile der Windkraft könnten aber Widerstand hervorrufen, zumal die Erfahrung lehrt, dass immer wieder Bürgerinitiativen entstehen, wenn das Windrad oder die Biogasanlage gerade in der Nähe des eigenen Wohnortes platziert werden soll - siehe zuletzt in Ingersheim, Nürtingen oder derzeit in Bissingen.

Auch die Bürger müssen deshalb umdenken: wer den erneuerbaren Energien wirklich zum Durchbruch verhelfen will, muss die Kompromisse eben mittragen. Umgekehrt ist der Regionalverband gut beraten, alles zu tun, um die Bürger mitzunehmen. Und er sollte schnell das Gespräch mit den Kommunen suchen. Denn viele Kommunen und deren Stadtwerke möchten lieber heute als morgen in die Windkraft einsteigen. In solchen Gemeinden könnte der Widerstand deutlich geringer ausfallen als an Standorten, die rein nach windtechnischen Gesichtspunkten festgelegt worden sind. Die Regionalräte müssen einmal mehr Fingerspitzengefühl beweisen.