Dass Menschen in wissenschaftlichen Dingen mitentscheiden wollen, gehört zur Demokratie dazu, schreibt der StZ-Wissenschaftsredakteur Alexander Mäder. Sie lenken den Blick auf die moralischen Fragen.

Stuttgart - So viel Differenzierung hätte mancher den sogenannten Laien gar nicht zugetraut. Zwei Drittel erwarten von der Wissenschaft zwar Verbesserungen, aber auch Probleme. Sie finden Forschung prinzipiell sinnvoll und wichtig, aber sie haben zu manchen Themen Fragen und Einwände. Sie wünschen sich, dass Wissenschaftler ihre Arbeit besser erklären, und sie möchten bei der Vergabe von Mitteln sogar mitreden. Natürlich geht es ihnen nicht darum, die fachliche Qualität von Projektanträgen zu bewerten. Es geht vielmehr um Prioritäten in der Forschung. Das spricht für echtes Interesse, und das ist in einer Demokratie zu begrüßen. Schließlich stammen etwa ein Drittel der Ausgaben für Forschung und Entwicklung aus Steuern.

 

Doch manche Umfrageergebnisse des Instituts Emnid und der Initiative Wissenschaft im Dialog machen einen zunächst ratlos. So sagt ein Drittel, dass wir zu sehr der Wissenschaft vertrauen und zu wenig auf den Glauben setzen. Auch die EU stellt diese Frage regelmäßig und erhält ähnliche Ergebnisse. Das mit dem Glauben scheint nichts mit Bildung zu tun zu haben: Die Zustimmung zu dieser Aussage geht durch alle Bevölkerungsgruppen. Welche Skepsis verbirgt sich dahinter? Gut möglich, dass es ein Appell an die Werte ist: Forscher könnten, so die Befürchtung der Laien, aus Begeisterung für ihre Entdeckungen ihre moralische Verantwortung aus den Augen verlieren. Dann wäre die Botschaft: Nicht alle Erkenntnisse sind erwünscht.