Bei den wenigen Baulücken in attraktiven Quartieren wie dem Olgäle-Areal im Stuttgarter Westen den Ratschlägen der Immobilienwirtschaft zu folgen, wäre der falsche Weg, meint StZ-Autor Sven Hahn.

Stuttgart - Der Untersuchung des Immobilienentwicklers GBI zufolge wollen junge Menschen am liebsten in den In-Vierteln des Westens oder rund um den Marienplatz wohnen. Dass diese Quartiere beliebt sind, ist ohne Frage richtig. Doch dass die genannten Gebiete tatsächlich nur einen relativ geringen Anteil junger Menschen in ihrer Einwohnerstruktur vorweisen können, ist nach einem Blick auf die Fakten ebenfalls unstrittig.

 

Die Kriterien, die einen Stadtteil in der Gunst der Studienmacher zu einem guten Ergebnis verhelfen, sind die selben, die in den entsprechenden Quartieren für stetig steigende Mieten und Immobilienpreise verantwortlich sind – gute ÖPNV-Anbindung, urbane Atmosphäre, lebendige Gastronomie- und Kulturlandschaft. Die Forderung, in diesen Quartieren künftig verstärkt Appartements sowie Ein- und Zweizimmerwohnungen zu bauen, klingt logisch. Doch was sich wie ein weiser Ratschlag an Stuttgarts Stadtplaner anhört, bedient vor allem die Interessen der Immobilienwirtschaft, aus deren Mitte wie zufällig auch der Urheber der Studie stammt.

Baulücken sind Mangelware

Fakt ist: in den angesprochenen Quartieren sind Baulücken extrem rar. Von kompletten Baugebieten kann man bis auf ganz wenige Ausnahmen in diesen Gegenden nicht sprechen. Nimmt man nun aktuelle Grundstückspreise, Baukosten, die hohe Nachfrage und das geringe Angebot an Flächen sowie an Wohnungen zusammen, wird schnell klar, dass das Ergebnis nur Wohneinheiten im absoluten Luxussegment sein können. Für die breite Masse auf Wohnungssuche, speziell in der Altersklasse unter 30, wird da nur in den seltensten Fällen etwas dabei sein – auch wenn die Immobilienwirtschaft an solchen Projekten am meisten verdienen könnte.

Wenn sich in den gefragten Innenstadtlagen Stuttgarts also hin und wieder die Chance auf Umwidmung oder gar die Neugestaltung eines ganzen Quartiers ergibt, wäre es falsch, dem Rat der aktuellen Studie zu folgen. Mit Blick auf Chancen wie das Olgäle-Areal wird klar, dass es wichtig ist, dort die Möglichkeiten zu nutzen, mit Konzeptvergaben, Baugemeinschaften und Förderquoten Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung zu schaffen.

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