Digitalisierung, Smart City, Lving Lab: Bei den vielen Begriffen und Foren zur Zukunft der Stadt kann man den Überblick verlieren. Fokussierung tut not, findet unser Kommentator Rafael Binkowski.

Ludwigsburg - In diesem Herbst folgt ein Highlight dem anderen. Die Reisen nach Barcelona und jetzt nach Ecuador, die Ausweitung der Entwicklungshilfe für Burkina Faso und die große Digitalisierungsstrategie, die Ampeln vernetzen und Parkplätze mit Navigationssystemen kommunizieren lassen möchte. Dreht die Barockstadt nicht an ein paar Rädern zu viel, möchte man da fragen. Droht die Gefahr der Verzettelung?

 

Es ist nicht überraschend, dass die Digitalisierung nach allen Wirtschaftszweigen nun auch die Kommunalpolitik erfasst. Ein Symbol dafür sind die jetzt auch in Ludwigsburg nur noch elektronischen Unterlagen für Ratssitzungen. Das Internet der Dinge kann auch für die klassischen Themen einer Stadt Zauberhaftes bewirken. Datenchips an Mülleimern gibt es längst, auch die Stadtwerke bieten digitalen Service an. Was aber wäre, wenn alle Autos eines Tages nicht nur elektrisch angetrieben werden, sondern einen riesigen Datenstrom an Navigationssysteme liefern? Kann damit nicht der Verkehr auf der B 27 und in den Stadtteilen in Echtzeit viel besser gesteuert werden?

Braucht Ludwigsburg einen Entwicklungshelfer?

Es ist auch nichts gegen kommunale Entwicklungspolitik zu sagen, vor allem wenn sie von der Bundesregierung finanziert wird. Zusammenarbeit auf der Ebene von Städten und Gemeinden hat vor 60 Jahren die deutsch-französische Freundschaft befeuert, sie könnte nun auch im Kleinen in Afrika helfen.

Allerdings stellt sich die Frage, ob all diese Aktivitäten nicht stärker fokussiert werden sollten. Braucht eine Stadt wie Ludwigsburg wirklich eine Vollzeitstelle für einen Koordinator für Entwicklungspolitik? Ist der internationale Polittourismus wirklich zielführend?

Es gibt in Ludwigsburg viele Probleme zu lösen. Am Samstag hat sich der Gemeinderat in einer Klausurtagung mit der leidigen Parkhausfrage am Arsenalplatz und dem Zankapfel Stadtbahn beschäftigt. Diese Probleme mögen klein erscheinen angesichts der großen Zukunftsvisionen, doch sie müssen entschlossen angegangen und entschieden werden. Das schließt nicht aus, sich externe Anregungen und Ideen einzuholen und Raum für Kreativität zu schaffen. Das Schwarzbrot der Alltagspolitik darf dabei nicht zu kurz kommen.