Im Gemeinderat der 4500-Kommune lenken ausschließlich freie Wählervereinigungen das Geschick der Gemeinde. Beim Projekt Bürgerhaus haben viele Altdorfer mitangepackt.

Altdorf - Dorfidylle pur bietet der Anblick Altdorfs dem Besucher. Schmuck ist der Dorfkern mit Rathaus, Kirche und dem frisch restaurierten alten Schulhaus, das die Bürger in vereinter Anstrengung zum Bürgerhaus umgebaut haben. Mit 1,7 Millionen Euro Baukosten, von denen die Kommune 800 000 Euro selbst tragen musste, war es eines der größten Projekte der vergangenen Jahre. Vor einem Jahr wurde es eingeweiht. „Und es wird sehr gut angenommen, noch viel besser, als wir es uns erhofft hatten“, sagt der Bürgermeister Erwin Heller. Der Saal werde nicht nur von den Vereinen für Feste und Versammlungen genutzt, sondern auch von den Altdorfern Bürgern für Familienfeiern gemietet. Besonders gut läuft die Bücherei unterm Dach, die ausschließlich von Ehrenamtlichen betrieben wird. „Die Leute kommen nicht nur, um Bücher auszuleihen, sie verbringen ganze Nachmittage in den Räumen“, berichtet der Schultes.

 

Auch die Skeptiker im Dorf, die immer „den alten Glomps abreißen“ wollten, seien mittlerweile verstummt, sagt Arnd Rehn, der Fraktionssprecher der Bürgerlichen Wählervereinigung, der größten Fraktion im Rat. Schon sein Vater sei als Altdorfer Schultes in der Kommunalpolitik aktiv gewesen, berichtet Rehn stolz.

Keine großen Parteien im Gemeinderat

Die großen Parteien sind im Altdorfer Rat überhaupt nicht vertreten – eine Besonderheit, wie es sie wohl nur in ländlichen Kommunen gibt. Stattdessen lenken drei Wählergemeinschaften das Geschick der 4500-Einwohner-Gemeinde. Neben der Bürgerlichen Wählervereinigung und den klassischen Freien Wählern ist noch das Altdorfer Forum mit seinen beiden Räten vertreten.

Das Forum ist sozusagen die Opposition im Gremium, hat bereits mehrfach gegen den Haushalt gestimmt. „Nicht wegen des Etats an sich, sondern wegen der Kosten für das Neubaugebiet, das wir ablehnen“, erklärt Albrecht Brenner, der Sprecher des Forums. Die anderen Räte hielten das Neubaugebiet mit 28 Bauplätzen aufgrund von mehr als 40 Nachfragen von Altdorfern nach einem Baugrund für dringend notwendig. „Der Gemeinde gehört sowieso nur ein kleiner Teil der Bauplätze, die sie an Altdorfer geben kann. Den Großteil halten Private, und die verkaufen dann an den Meistbietenden“, argumentiert Brenner dagegen und setzt lieber auf Nachverdichtung im Ortskern. Durchsetzen konnten sich die zwei Forumsräte nicht. Doch sie haben große Pläne: „Wir wollen die absolute Mehrheit der Bürgerlichen Wählervereinigung beenden.“ Mindestens drei Sitze strebt das Forum im nächsten Gremium an.

Viele Daimler-Beschäftigte leben im Ort

Trotz mancher Differenzen gehe es im Rat aber zumeist sehr harmonisch zu, versichern alle. „Viele Entscheidungen fallen einstimmig“, sagt der Schultes. Viel Engagement gibt es auch in der Bürgerschaft – und zwar bei Alteingesessenen und Zugezogenen gleichermaßen. Vor allem Mitarbeiter von Daimler in Sindelfingen und IBM in Ehningen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten in Altdorf niedergelassen. Sie sind für volle Kindergärten verantwortlich. „43 Prozent aller unter Dreijährigen werden bei uns in einer Einrichtung betreut“, sagt der Bürgermeister. Stolz ist er, „dass wir keine Probleme haben, genug Plätze zur Verfügung zu stellen“. Auch bei der Kinderbetreuung herrscht in Altdorf Idylle pur.