Der Ministerpräsident Winfried Kretschmann äußert sich auf dem Rathausplatz zu Stuttgart 21 - und gibt sich dabei kämpferisch.

Stuttgart - Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hofft, dass die Bahn die Bauarbeiten von Stuttgart 21 am kommenden Montag nicht wieder aufnimmt. Zu entsprechenden Ankündigungen von Bahnchef Rüdiger Grube sagte Kretschmann: „Ich werde versuchen, dass es nicht dazu kommt.“ Er werde seine Position hartnäckig bei dem Treffen mit Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) am Freitag vertreten. Während der Ministerpräsident sich kämpferisch gibt, zweifelt der S-21-Projektsprecher Wolfgang Dietrich am Erfolg dieser Gespräche. „Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, dass der Bund bereit ist, irgendwelche Kosten zu begleichen, die die Landesregierung von Baden-Württemberg zu verantworten hat", sagte Dietrich im Interview mit der Stuttgarter Zeitung.

 

Kretschmann (Grüne) warnte außerdem vor einer neuerlichen Eskalation des Konflikts um Stuttgart 21. „Alle Beteiligten sollten sich erstmal anstrengen, um in der Atmosphäre zu bleiben, wie sie die Schlichtung geschaffen hat“, sagte Kretschmann am Mittwoch auf dem Marktplatz in Stuttgart. Auf die Frage, ob die Bürger ihm und seiner Regierung mit einem verstärkten Protest helfen könnten, sofern die Bahn ab kommenden Montag die Bauarbeiten wieder aufnehme, antwortete Kretschmann ausweichend. Er könne nicht die Drohkulisse der Bahn kritisieren und selbst eine aufbauen. Der Konzern hatte Kosten in Höhe von 410 Millionen Euro genannt, die ein verlängerter Baustopp koste.

Die Schlichtung sei erst zu Ende, wenn der Stresstest für den Tiefbahnhof gemacht worden sei. Bis dahin solle die Bahn nicht weiterbauen oder weitere Vergaben machen, sagte Kretschmann. Er beantwortete über eine Stunde lang geduldig die Fragen der Gegner und Befürworter. Vereinzelt buhten sich beide Seiten gegenseitig aus. Das Treffen wurde vom Verein „Leben in Stuttgart - Kein Stuttgart 21“ des Projektgegners Gangolf Stocker organisiert. Die Veranstalter zählten 3000 Menschen. Zahlen von der Polizei lagen noch nicht vor. In drei Wochen soll Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am gleichen Ort Fragen zum Stresstest beantworten.